Ernährung
Bloß kein Kampf ums Gemüse: Wie Kinder essen lernen
Wenn der Eineinhalbjährige plötzlich keine Gurken mehr mag, kann Neophobie dahinter stecken, die Angst vor Neuem. Wie Eltern mit dieser Phase umgehen können. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.
veröffentlicht am 16.02.2024
Was ist bloß mit Leo los? Vor kurzem noch gierte er nach jedem Bissen von Mamas oder Papas Teller, den er ergattern konnte – und jetzt plötzlich entwickelt er eine extreme Vorsicht beim Essen. Kartoffeln und Nudeln pur gehen immer, das meiste andere und vor allem alles Unbekannte lehnt Leo ab. Was seinen Eltern zusätzlich Kummer macht: Der Babyspeck, der ihren Sohn bisher so knuddelig umhüllte, schmilzt mehr und mehr ab. Umso mehr fühlen sie sich genötigt, um jeden Bissen Gemüse zu kämpfen.
Angst vor Neuem
„Neophobie“ nennt die Wissenschaft diese Phase, in der das Essen mit Kindern für viele Mütter und Väter zur Nervenprobe wird – die Angst vor allem Neuen. Sie vermuten dahinter ein Erbe aus der Frühzeit: In diesem Alter wurden Kinder damals von ihren Müttern entwöhnt und mussten sich an neue Nahrung gewöhnen. Und um sich nur ja nicht den Magen an etwas Bitterem oder Giftigem (das wahrscheinlich grün ist!) zu verderben, hält der junge Mensch sich seither lieber an das, was er kennt, und begnügt sich notfalls mit Nudeln „ohne alles“. Wer dagegen anzukämpfen versucht, verstrickt sich oft in ein frustrierendes Hickhack. Zumal die Kleinen jetzt gerade ins „Trotzalter“ kommen. Da bietet die Besorgnis der Eltern um das Gedeihen ihren Lieblingen geradezu ein ideales Feld, um die Tragweite des eigenen Willens zu erproben. Die bessere Strategie heißt deshalb: nicht kämpfen, sondern aussitzen.
Die wichtigsten Zutaten:
Den Appetit mancher Kinder können Eltern zusätzlich wecken, indem sie
- sie beim Einkaufen und Kochen mithelfen lassen,
- ab und zu mal andere Kinder zum Mitessen einladen.
Für gute Stimmung sorgen
Den Rest besorgt der Hunger. So sehr die Mäkelei der lieben Kleinen nervt: „Auch ,schlechte Esserinnen und Esser‘ decken in aller Regel den Bedarf an Energie und Nährstoffen, den sie für ihr Wachstum brauchen“, trösten die Kinderärztinnen. Und dass die Rippen in dieser Wachstumsphase sichtbar werden, sei kein Zeichen von Unterernährung, sondern biologisch so vorgesehen.
Die Hauptaufgabe von Eltern am Esstisch in dieser Zeit ist also nicht, ein paar Bissen zusätzlich in den Nachwuchs hinein zustopfen. Sondern: für gute Stimmung zu sorgen. Denn gemeinsame Mahlzeiten bedeuten für Familien viel mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Am Esstisch erleben sie Zusammengehörigkeit, pflegen ihre Beziehungen (den Umgang mit Streit eingeschlossen), teilen schöne und weniger schöne Erlebnisse, trösten einander bei Enttäuschungen und machen sich Mut, schmieden Pläne, diskutieren über Gott und die Welt, geben Einstellungen und Werte weiter. In einem Wort: Am Esstisch erleben und lernen Kinder Familienkultur – schade, wenn das im Kampf ums Gemüse (oder strenge „Tischsitten“) unterginge!
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