Prävention
Wie Eltern ihre Kinder vor Suchtkrankheiten schützen können
Spielsucht, Drogensucht, Magersucht: Wie können Eltern Suchtkrankheiten ihrer Kinder vorbeugen? Mit Warnungen ist es nicht getan. Viel wichtiger ist etwas anderes. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.
veröffentlicht am 18.02.2022
Hoffentlich trifft das nicht mein Kind! Diese Angst schießt Eltern bei jeder Schlagzeile über Drogenabhängige durch den Kopf. Aber wie können sie es schützen? Warnungen allein reichen ja nicht aus, wie die geringe Wirkung der drastischen Bilder auf Zigarettenschachteln erschreckend zeigt.
Eltern fürchten vor allem „harte“ Drogen wie Heroin oder Crystal Meth. Dabei ist die Zahl ihrer Opfer extrem niedriger als die der Nikotin- und Alkoholabhängigen. Diese „Alltagsdrogen“ sind nicht verboten, richten aber immense gesundheitliche und soziale Schäden an. Daneben sind viele weitere Formen von Sucht verbreitet: Ess-, Brech- und Magersucht, Fernseh-, Medikamenten-, Spiel-, Arbeitssucht … Die (unvollständige) Aufzählung macht deutlich: Süchtiges Verhalten entsteht nicht allein durch die „Stoffe“; die eigentlichen Auslöser dahinter sind ständige Selbstzweifel, Hoffnungs- und Mutlosigkeit, innere Leere und ähnliche Verstimmungen sowie eine bestimmte Art und Weise, damit umzugehen.
Lernen, mit Wünschen, Ängsten und Konflikten angemessen umzugehen
Deshalb kann sich Suchtprävention nicht in Warnungen erschöpfen. Vielmehr müssen Kinder lernen, mit Wünschen, Ängsten, Konflikten und mit anderen Menschen angemessen umzugehen. Mit anderen Worten: Gefragt ist die Erziehung insgesamt.
Jeder, ob erwachsen oder Kind, möchte sich gut fühlen und sucht Abhilfe, wenn das nicht so ist: Bei Hunger und Durst helfen Essen und Trinken, bei inneren Spannungen Bewegung oder gute Gespräche, bei Einsamkeit jemand, der oder die mich in den Arm nimmt. Kindern tun oft Streicheleinheiten und tröstliche Worte gut – vielleicht aber auch ein Stück Schokolade? Auch Medikamente können unangenehme Gedanken und Gefühle betäuben, genau wie Alkohol.
Neben gesunden, sinnvollen Methoden gibt es also auch fragwürdige Strategien, Unwohlsein, Mangel-Gefühle und Enttäuschungen „wegzumachen“. Bei Kindern werden vor allem Süßigkeiten und Fernsehen schnell zu „Alleslösern“; Abhängigkeiten von einem „Stoff“ oder einem bestimmten Beruhigungsmuster werden so programmiert. Und: Die Kinder haben keine Chance, Gefühle und Bedürfnisse wirklich wahrzunehmen, und lernen nicht, sich auf angemessene Weise zu helfen oder helfen zu lassen – bei Kummer mit jemandem zu sprechen, Unwohlsein oder Langeweile auch einmal auszuhalten und vielleicht sogar als Triebkraft für neue, kreative Lösungen zu nutzen.
Was Kinder wirklich brauchen
Diese Fähigkeiten zu fördern, ist die wirksamste Suchtvorbeugung. Kinder brauchen dazu
- Geborgenheit und einfühlsame Zuwendung. Stimmige Beziehungen in der Familie und eine klare Orientierung geben ihnen innere Ruhe und Unabhängigkeit von äußeren Reizen und ersparen ihnen Versuchungen, zu fragwürdigen Tröstern zu greifen.
- Respekt für ihre Wahrnehmungen, Gefühle und Meinungen sowie die Freiheit, sich von anderen zu unterscheiden und zu distanzieren. Umso eher können sie später dem Gruppendruck zu „nur noch einem“ Bier oder einem Joint widerstehen.
- die Erfahrung, auch mit unangenehmen Aufgaben und Erlebnissen fertig zu werden. Gut, wenn die Eltern ihnen das altersgemäß zumuten und sie dabei unterstützen, statt alle Probleme sofort für sie zu lösen.
Wichtiger als das, was Eltern sagen, ist dabei, was sie vorleben. Daran können Kinder ablesen: Schokolade kann mein Leben verschönern. Aber sie ist kein Ersatz für das tägliche Brot – und schon gar nicht für Liebe.
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