Anteil nehmen

20 Tipps für den Umgang mit Trauernden

Wenn wir trauernden Menschen begegnen, wissen wir oft nicht, wie wir uns verhalten sollen. Wir haben Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun. Wir fragen uns, ob und wie wir helfen können. Die wichtigsten Hinweise und Empfehlungen.

veröffentlicht am 22.03.2024

1. Da sein

Der Tod eines lieben Menschen stürzt die Hinterbliebenen in eine tiefe Krise. Plötzlich ist nichts mehr wie es war. Umso wichtiger ist es, dass sie Menschen haben, die sie in dieser Situation begleiten. Trauernde möchten nicht gemieden und ausgeschlossen werden. Es ist schwer für sie, wenn sie merken, dass andere ihnen ausweichen und sich zurückziehen.

Haben Sie den Mut, auf Trauernde zuzugehen. Zeigen Sie ihnen, dass Sie für sie da sind, dass Sie ehrliches Interesse haben und Anteil nehmen an ihren Gefühlen. Nehmen Sie von sich aus Kontakt auf. Gehen Sie hin. Wenn Sie unsicher sind, können sie vorher anrufen, ob es gerade passt. Schreiben Sie eine Karte oder eine E-Mail oder schicken Sie einen Blumengruß.

2. Zuhören

Trauernden tut es gut, wenn sie über das, was geschehen ist, sprechen können. Die eigenen Gefühle in Worte zu fassen, hilft ihnen, mit der Trauer umzugehen und das Erlebte zu verarbeiten. Es tröstet sie, wenn sie echtes Interesse von anderen spüren und ihnen ihre Empfindungen anvertrauen können.

Hören Sie zu, wenn Trauernde von sich erzählen. Lassen Sie dabei deren Gefühle und Wahrnehmungen stehen und diskutieren Sie nicht mit ihnen darüber. Nachfragen sind in Ordnung, hinterfragen oder bewerten sollten Sie das Gesagte nicht.

3. Erinnerungen austauschen

Viele Trauernde möchten gerne über den verstorbenen Menschen sprechen und Erinnerungen an ihn austauschen. Auf diese Weise bleibt er für sie noch ein wenig lebendig. Sie haben das Gefühl, dass er nicht vergessen wird.

Seien Sie offen dafür und teilen Sie Ihre Erinnerungen. Haben Sie keine Angst, dass ein solches Gespräch Trauernde überfordert. Denken Sie nicht, Sie müssten davon ablenken und schnell das Thema wechseln. Sollten Sie dennoch unsicher sein, fragen Sie nach.

4. Keine Ratschläge geben

Trauernde brauchen keine Ratschläge, wie sie mit ihrer Situation umzugehen haben. Sätze wie „Schau nach vorne“, „denk auch mal an etwas anderes“ oder auch „schick die Kinder weg“ sind fehl am Platz. Trauernde wollen nicht bevormundet werden. Kommentare und Wertungen über ihren Gefühlszustand oder ihr Verhalten sind zu vermeiden.  

Statt mit vermeintlichen Lösungen zu kommen, fragen Sie trauernde Personen direkt, was sie gerade brauchen. Und respektieren Sie die Antwort – egal, wie sie ausfällt.

5. Nicht werten

Ob der Tod für den Verstorbenen eine Erlösung war, inwiefern dessen Alter eine Rolle spielt, wie sich die Beziehung zu ihm gestaltet hat – all das ist ausschließlich Sache der Trauernden. Es steht keinem Außenstehenden zu, darüber zu urteilen, wie Hinterbliebene den Verlust für sich deuten.  Durch Aussagen wie „Er war ja schon alt“ oder „Du kannst ja noch andere Kinder kriegen“ fühlen sich Trauernde unverstanden und verletzt.

Vermeiden Sie es, den Verlust zu bewerten, schönzureden oder einen Sinn in ihn zu legen.

6. Ehrlichkeit zulassen

Die wenigsten zwischenmenschlichen Beziehungen sind ausschließlich positiv. Der Verstorbene kann auch schwierige Seiten gehabt haben, in der Beziehung zu ihm kann es neben schönen auch herausfordernde Situationen gegeben haben. Trauernde müssen die Möglichkeit haben, auch diese Dinge anzusprechen, wenn sie es möchten.

Lassen Sie diese Ehrlichkeit zu. Kritisieren Sie sie nicht.

7. Passende Worte finden

Nach einem Todesfall die richtigen Worte im Umgang mit den Hinterbliebenen zu finden, ist oft schwer. Die Menschen im Umfeld des Verstorbenen fühlen sich sprachlos, sind unsicher, haben Angst, etwas Falsches zu sagen. Vielleicht müssen sie zugleich auch mit ihren eigenen Gefühlen zurechtkommen, sind selbst schockiert oder in Trauer.

Wichtig ist: Ziehen Sie sich nicht zurück. Stellen Sie sich ihren Gefühlen. Stehen Sie zu Ihrer Unsicherheit. Vertrauen Sie auf Ihre Intuition. Sie können Ihre Sprachlosigkeit auch offen benennen.

8. Kondolenzkarte schreiben

Kondolenzkarten sind eine gute Möglichkeit, Trauernden zu zeigen, dass man an sie denkt und an Ihrem Verlust Anteil nimmt. Die Hinterbliebenen spüren, dass sie nicht alleine sind in ihrem Schmerz. Der Text muss nicht lang sein. Einige persönliche, ehrliche Worte können genügen. Zusätzlich kann ein Spruch oder Bibelzitat ausgewählt werden, das zur Situation der Trauernden passt und sie stärkt.  Auch per E-Mail oder WhatsApp können Sie Ihr Beileid ausdrücken. Auch dafür sollten Sie sich Zeit nehmen und eigene Worte finden.

Tipps zum Schreiben von Trauerkarten und Textvorschläge finden Sie in unserem Artikel „Texte für die Trauerkarte“.

9. Gesten zeigen

Wenn Worte fehlen, können Gesten helfen. Eine Umarmung, ein Händedruck oder ein mitfühlender Blick zeigen Trauernden: Wir fühlen mit dir. Du bist nicht alleine. Vielleicht möchten Sie Trauernden ein kleines Geschenk schicken oder vorbeibringen. Auch gemeinsames Schweigen kann Trost spenden und eine Hilfe sein.  

10. Praktische Hilfe anbieten

Trauernde sind oft so überwältigt von ihren Gefühlen, befinden sich so tief in einem gedanklichen Tunnel, dass sie normale Dinge wie Essen, Trinken oder Haushaltstätigkeiten vergessen oder sie nicht bewältigen können. Dann ist es hilfreich, wenn sie Menschen haben, die sie dabei unterstützen.

Bringen Sie Trauernden – gegebenenfalls nach Absprache – etwas Selbstgekochtes oder einen Kuchen. Gehen Sie für sie zum Einkaufen. Begleiten Sie sie zu Terminen bei Behörden. Helfen Sie beim Versand der Traueranzeigen oder bei der Vorbereitung der Bestattung oder des Totenkaffees. Bei Bedarf können Sie weitere, auch professionelle Unterstützung vermitteln.

11. Da bleiben

Trauer kann mit der Zeit leichter werden. Doch der Verlust wird immer bleiben. Deshalb brauchen Trauernde Menschen, die sie auf ihrem Trauerweg begleiten, egal wie lang und schwer er ist.

Bleiben Sie also da. Suchen Sie Kontakt. Fragen Sie nach. Auch noch Jahre später. Vielleicht schicken Sie den Hinterbliebenen zu besonderen Tagen wie dem Geburtstag oder dem Todestag des Verstorbenen eine Nachricht? Zeigen Sie Trauernden, dass Sie den Toten nicht vergessen.

12. Gefühle aushalten

Trauernde werden überschwemmt von heftigen, teils widersprüchlichen Gefühlen. Davon bleibt meist auch das soziale Umfeld nicht verschont. Gerade für Menschen, die helfen wollen, ist das teilweise schwer zu ertragen.

Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn Sie trotz guter Absichten zurückgewiesen werden. Versuchen Sie, auch Ungerechtigkeit oder Wut einzuordnen und auszuhalten.

13. Geduld haben

Wie der Trauerprozess verläuft und wie lange er dauert, ist höchst individuell und von Person zu Person unterschiedlich. Trauer lässt sich nicht in ein Schema pressen. Es gibt kein Richtig oder Falsch. (Mehr dazu in unserem Beitrag „Wie verläuft der Trauerprozess?“)

Bewerten Sie nicht die Trauer anderer. Drängen sie Trauernde nicht, Dinge zu tun, zu denen sie noch nicht bereit sind. Zum Beispiel das Zimmer des Verstorbenen auszuräumen oder eine neue Beziehung einzugehen. Auch Aussagen wie „Jetzt ist es aber mal gut“ oder „Du trauerst ja immer noch“ sind zu vermeiden.   

14. Zusammen weinen

Was tun, wenn Sie selbst von ihren Gefühlen überwältigt werden? Im Gespräch mit Trauernden Emotionen zu zeigen, ist in Ordnung. Lassen Sie es zu, wenn Ihnen Tränen kommen oder Ihre Stimme versagt. Sie müssen ihre Gefühle nicht verstecken. Sie zeigen damit, dass Sie mitfühlen, dass auch Sie um den Verstorbenen trauern. Zusammen weinen zu können, ist ein Zeichen von Verbundenheit und Nähe.

15. Zusammen lachen

Auch Trauernde müssen nicht immer und ausschließlich traurig sein. Fröhliche Momente sind möglich und erlaubt. 

Scheuen Sie sich nicht, bei passenden Gelegenheiten mit Trauernden zu lachen. Zum Beispiel, wenn jemand eine lustige Erinnerung an den Toten teilt. Oder wenn im Alltag eine komische Situation entsteht. Vertrauen Sie auf Ihre Intuition. Sie können spüren, wann Fröhlichkeit angemessen ist und wann sie Trauernde überfordern oder verletzen würde.

16. Ähnliche Erfahrungen teilen

Trauernde möchten sich keine Geschichten von anderen Todesfällen anhören müssen. Im Moment geht es um sie und ihre Trauer und um den Verstorbenen. Vergleiche mit ähnlichen Situationen relativieren in ihrer Wahrnehmung ihren Verlust. Was ihnen helfen kann, sind selbst gewählte Kontakte mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht, ähnliche Schicksale erlitten haben.

Vermeiden Sie es, vielleicht auch aus einem Gefühl der Unsicherheit oder Sprachlosigkeit heraus, von anderen Trauerfällen zu erzählen, von denen sie gehört haben. Über eigene Erfahrungen können Sie gegebenenfalls sprechen. Vielleicht können Sie die Trauernden auch dabei unterstützen, eine geeignete Trauergruppe, eine Seelsorgerin oder andere Anlaufstellen zu finden.

17. Aktionismus vermeiden

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Gerade Trauernde sind sehr empfindlich und verletzlich und möchten in ihrem Selbstbestimmungsrecht nicht beschnitten werden.

Achten Sie die Würde und den Willen der Trauernden. Fragen Sie aktiv nach deren Wünschen und Bedürfnissen. Handeln Sie zurückhaltend. Ergreifen Sie nicht Maßnahmen, die sie für richtig halten, ohne sie vorher abgesprochen haben. Eine Krankschreibung veranlassen, die Kleidung des Verstorbenen aussortieren, Blumen auf dem Grab pflanzen – ob, wann und wie das geschehen soll, bestimmen die Trauernden.

18. Für sich selbst sorgen

Gut helfen kann nur, wer auch gut für sich selbst sorgt. Trauernde brauchen Menschen an ihrer Seite, die die nötige Kraft und Stärke aufbringen, die ihnen selbst gerade fehlt.

Achten Sie im Umgang mit Trauernden darauf, wie es ihnen geht. Respektieren Sie Ihre Grenzen. Versprechen Sie nichts, was sie nicht halten können. Machen Sie sich bewusst, dass sie kein professioneller Trauerbegleiter, keine Therapeutin sind. Sie können Ihre Freundschaft, Ihr Da-Sein, Ihr Mitgefühl, Ihre Zuneigung, Ihre konkrete Hilfe anbieten. Das ist schon sehr viel – und das genügt.

19. Wenn Kinder trauern

Kinder und Jugendliche trauern anders als Erwachsene. Je nach Alter verstehen sie oft noch nicht, dass der Tod etwas Endgültiges ist. Wenn sie älter sind, ist es ihnen bewusst und sie versuchen, für sich Antworten oder Bilder zu finden, um das Unvorstellbare vorstellbar zu machen. Kinder springen oft schnell in die Trauer hinein – und genauso schnell wieder heraus: In einem Moment sind sie tief betrübt oder wütend, im nächsten wollen sie ein Buch anschauen oder auf den Spielplatz gehen. Jugendliche wollen oft möglichst bald ihren Alltag und eine gewisse Normalität zurückhaben und scheuen sich unter Umständen auch nicht, nach dem Leichenschmaus direkt in den Club zu wechseln.

Respektieren Sie die Art, wie Kinder trauern und geben Sie Ihnen Gelegenheit, Ihren Gefühl Ausdruck zu verleihen. Seien Sie Kindern und Jugendlichen gegenüber in einem Todesfall ehrlich und grenzen Sie sie nicht aus. Auch die eigenen Emotionen dürfen im Gespräch mit den Kindern Platz haben. Nehmen Sie die Fragen von Kindern ernst und stehen Sie dazu, wenn Sie auf manche Fragen keine Antwort haben. Geben Sie ihnen die Möglichkeit, den Toten zu sehen und sich von ihm zu verabschieden. Auch an der Beerdigung können Kinder durchaus teilnehmen. Lesen Sie dazu unser Interview „Mit Kindern zur Beerdigung – worauf Eltern achten sollten“

20. Trauer am Arbeitsplatz

Wenn ein Kollege oder eine Kollegin trauert, fühlen sich Vorgesetzte und Mitarbeitende oft überfordert. Wie umgehen mit Trauer im Büro, in der Fertigungshalle oder in der Schule?

Hilfreich ist es, wenn ein Kollege, der der trauernden Person besonders nahesteht, zunächst bei ihr vorfühlt und erfragt, wie sie behandelt werden möchte. Was sie will und was sie nicht will. Auch der Chef oder die Chefin könnte diese Aufgabe übernehmen. Wichtig ist, dass Trauernde nicht gemieden werden. Oft hilft es ihnen, wenn sie den gewohnten Tagesablauf mit den Kollegen und Kolleginnen wieder aufnehmen können. Wenn trauernde Mitarbeitende nicht sofort wieder voll einsatzfähig sind, sind Verständnis und Rücksichtnahme angebracht.



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