Alltag

Die erste Zeit mit dem Baby

Mit dem ersten Kind wird alles anders. Zahlreiche Aufgaben zum ersten Mal gelöst werden. Hinzu kommt der Umgang mit Alltagsfragen, die unter Familien, Eltern und Fachleuten umstritten sind. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 23.07.2021

Mit dem ersten Kind betreten alle Eltern Neuland. Viele Aufgaben müssen sie jetzt zum ersten Mal lösen; entsprechend unsicher fühlen viele sich. Dazu kommt: Um einige Alltagsfragen junger Eltern hat sich in den Familien, Elterngruppen und auch unter Fachleuten ein heftiger Streit entwickelt; da fällt es oft schwer, den eigenen Weg zu finden.

Füttern: Stillen oder Fläschchen?

Ganz klar: Muttermilch ist die natürliche Nahrung für Babys und die praktischste und preiswerteste dazu. Stillen senkt die Anfälligkeit von Babys für den Plötzlichen Kindstod, Infekte, Allergien und Übergewicht und schützt die Mütter vor Brust- und Eierstockkrebs; zudem stärken die Hormone, die dabei ausgeschüttet werden, die Mutter-Kind-Bindung. Muttermilch steht überall richtig temperiert bereit, und die Spuren der mütterlichen Kost darin prägen Babys Geschmack und erleichtern so den späteren Übergang zur Familienkost. Da kommt die beste Flaschennahrung nicht mit.

Es lohnt sich deshalb für junge Eltern, sich gründlich über das Stillen zu informieren und vor allem für den Anfang Unterstützung zu sichern: durch die Auswahl einer Geburtsklinik mit dem Prädikat „Babyfreundlich“, eine Nachsorgehebamme, eine Stillgruppe. Gut, wenn der Vater dabei mitzieht; seine Einstellung und Hilfe haben wesentlichen Einfluss darauf, wie lange die junge Mutter stillt.

Bei allen Vorzügen des Stillens: Frauen, die damit nicht zurechtkommen und deswegen auf Milchnahrung aus dem Supermarkt umsteigen, müssen sich keine Vorwürfe machen. Auch die modernen Flaschenmilchen liefern Babys alles, was sie zum Wachsen und Gedeihen brauchen; Bedenken haben Wissenschaftler nur gegen selbst angerührte Nahrungen, Soja- oder Tiermilchen. Und: Wie das Stillen ist auch das Füttern mit dem Fläschchen mehr als die bloße Aufnahme von Energie und Nährstoffen. Schön deshalb, wenn Mütter (oder Väter!) sich dabei Zeit lassen, Störungen (Fernsehen, Handy …) ausschalten und Babys Mahlzeiten als liebevolles Ritual genießen.

Wickeln: Anrüchige Geschäfte?

Viele Eltern empfinden das sechs- bis achtmal tägliche Wickeln nur als anrüchiges Geschäft, das sie am liebsten schnell abhaken. Schade drum.

Denn beim Wickeln, das in den ersten Wochen einen großen Teil von Babys wacher Zeit erfordert, gewinnen die Kleinen intensive Eindrücke von der Einstellung ihrer Eltern. Wie gehen sie mit mir um? Wie mit einer Puppe im Säuglingspflegekurs? Bleiben sie freundlich, wenn ich wegen der plötzlichen Kälte beim Ausziehen protestiere oder wenn ich nach ihrem Gesicht patsche? Auch wenn der Windelinhalt besonders intensiv duftet?

Gut deshalb, wenn Eltern das Wickeln als Möglichkeit zu einem fröhlichen, spielerischen Dialog nutzen. Wenn sie ihrem Baby vorher ankündigen, was sie tun wollen. Ihm gut zureden, wenn die Prozedur unangenehm wird. Es zur Mitarbeit einladen: „Gibst du mir dein Füßchen?“ Ihm die Haarbürste überlassen, wenn es danach greift, und ihm Knallerküsse auf den Bauch setzen.

Klar, das kostet Zeit. Aber erstens macht es Spaß, und zweitens dürfen Eltern hoffen: Was sie jetzt investieren, bringt später Zinsen; Kinder, die sich beim Wickeln von Anfang an als respektiert und aktiv beteiligt erleben, haben viel weniger Anlass, sich später mit Händen und Füßen dagegen zu sträuben.

Die viel diskutierte Frage „Pampers oder Stoffwindeln?“ können Eltern dagegen gelassen angehen. Öko-Bilanzen weisen keine eindeutigen Vorteile für das eine oder andere auf, und auch den Hauptpersonen dürfte das Material an ihrem Po herzlich egal sein. Jedenfalls solange er nicht ständig wund ist und weh tut; in diesem Fall könnte sich allerdings ein Versuch mit der anderen Lösung lohnen.

Schlafen: Ist Mamas Bett tabu?

Im Zimmer der Eltern im eigenen Bett: Das ist die Standard-Antwort der Kinderärzte und Schlafmediziner zu der Frage, wo Babys am besten schlafen. Mehr Nähe wäre vielen verdächtig; beim Bedsharing, wenn die Kleinen also im Bett der Eltern schlafen, steige die Gefahr eines Plötzlichen Kindstods.

Dumm nur, dass manche Babys das nicht einsehen. Die Nähe in einem Bett neben dem der Eltern genügt ihnen offenbar nicht; sie lassen Mama und Papa erst (einigermaßen) schlafen, wenn sie das Kleine zu sich ins Bett geholt haben. Viele Eltern geraten so in eine Zwickmühle: Müssen sie sich mit zerhackten Nächten und ständiger Übermüdung abfinden? Oder sollen sie sich mit mulmigen Gefühlen über die Bedenken der Experten hinwegsetzen?

Doch ganz so eindeutig sind die Befunde gegen das Bedsharing nicht. Zum Beispiel erleichtert es das Stillen, und das schützt anerkanntermaßen vor dem Plötzlichen Kindstod. Und: Es kommt immer auf die Umstände an. Nach Überzeugung vieler Wissenschaftler können Eltern und Babys ruhig im gleichen Bett schlafen, wenn

  • die Eltern nicht rauchen und nicht unter Alkohol, Medikamenten oder anderen Drogen stehen,
  • das Baby in einem Schlafsack auf dem Rücken schläft,
  • das Bett groß genug ist, eine feste Matratze hat (kein Wasserbett oder Sofa!), und das Baby nicht unter Kissen oder Decken rutschen kann,
  • es im Zimmer nicht zu warm ist (16–18°C)
  • und natürlich: wenn es für die Eltern selbst passt.

Eine andere Lösung wäre ein „Babybalkon“, den Eltern an ihr Bett anbauen.

Schnuller & Co: Die verkannten Tröster

Für manche Babys ist es der eigene Daumen, für andere ein Schnuller, der Zipfel eines Tuchs oder Teddys Öhrchen: Es beruhigt ungemein, daran zu nuckeln. Für manche Entwicklungspsychologen ist es geradezu ein Meilenstein auf dem Weg in die Unabhängigkeit, wenn die Kleinen lernen, sich auf diese Weise selbst zu trösten.

Allerdings steht der Daumen, bei manchen auch der Schnuller unter Verdacht: Schadet das nicht den Zähnen? Und machen Eltern es sich mit dem „Zustöpseln“ nicht allzu leicht?

Gegenfrage: Was ist die Alternative? Dem Kind den Daumen aus dem Mund ziehen? Erst gar keinen Schnuller anbieten? Prima, wenn das klappt. Aber was, wenn Eltern durch den Verzicht auf diese Hilfsmittel öfter unter „Strom“ und die Beziehung zu ihrem Baby unter Spannung geraten?

Es lohnt sich, Pro und Kontra abzuwägen. Solange Babys sie in den ersten zwei, drei Jahren von sich aus gelegentlich als Tröster und/oder nur zum Einschlafen nutzen, passen Daumen, Schnuller & Co. durchaus zu ihrer Entwicklung.

Dieser Beitrag auf elternbriefe.de

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