Eigener Stil
Mama tröstet, Papa kitzelt?
Sie wundert sich über seine Technik beim Hemdenbügeln. Er staunt darüber, wie sie die Spülmaschine einräumt. Auch mit dem Baby gehen beide unterschiedlich um. Ist das okay? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.
veröffentlicht am 17.02.2023
Sie wundert sich über seine Technik beim Hemdenbügeln. Er staunt darüber, wie sie die Spülmaschine einräumt. Aber die Hemden werden glatt und das Geschirr sauber.
Diese Erfahrung machen alle Paare: Sie hat ihren und er hat seinen Stil, und beide Wege führen zum Ziel. Warum sollte das im Umgang mit einem Baby anders sein? Er kitzelt das Baby beim Windelwechseln und prustet auf seinem Bauch, für sie ist dieser Job ein eher sachlicher Vorgang, bei dem sie dem Sprössling freundlich zuredet. Sie wiegt das Kind tröstend auf dem Arm, er legt es auf seine Schulter und streichelt ihm den Rücken. Wie auch immer: Auf den Gedanken, dass diese unterschiedlichen Stile das Baby überfordern könnten, verfällt kaum jemand. Im Gegenteil: Es lernt so früh, Mama und Papa zu unterscheiden, sich auf beide einzustellen und ihre Eigenheiten zu schätzen. Wichtig für das Kind ist nur: Sind Vater und Mutter feinfühlig für seine Signale und achtsam auf seine Gefühle?
Typisch weiblich?
Wärme, Einfühlungsvermögen, innere Beteiligung: Das sind weder unveränderbare Gaben noch „typisch weibliche“ Talente, sondern universelle elterliche Qualitäten, die Väter und Mütter gleichermaßen einsetzen können. Auch bei werdenden Vätern, das haben Studien gezeigt, verändert sich der Hormonspiegel: Der Anteil an Testosteron (das „Männlichkeitshormon“) sinkt, dafür steigt der des „Milchbildungshormons“ (!) Prolaktin und programmiert die Männer auf mehr Fürsorglichkeit.
Aber warum fühlen sich dann Mütter mehr für Gefühle, Verlässlichkeit, Ruhe und soziale Belange zuständig, Väter dagegen eher fürs Toben, Jagen oder körperorientierte Spiele? Dahinter steckt unsere (westliche) Kultur, sagen die Säuglingsforscher. Weil (nur) die Frauen ihre Kinder stillen, beauftragt sie die Mütter gleich auch mit dem Rest der Babypflege – und drängt die Väter damit an den Rand. Denn je mehr gemeinsame Zeit Eltern mit ihrem Baby verbringen, desto sensibler lernen sie auch auf seine Signale einzugehen. So wachsen Mütter in eine Schlüsselrolle für ihre Babys hinein. Die eine ermutigt den Vater zum Umgang mit dem Nachwuchs, die andere wacht mit Argusaugen darüber, dass er dem Kleinen nur ja nicht den falschen Body anzieht … Und die Väter? Versuchen die bessere Mutter zu sein und verstricken sich in Dauer-Diskussionen, warten darauf, dass die Kleinen größer werden und endlich mit Papa Fußball spielen können, oder beschränken sich darauf, den „Ernährer“ zu spielen und machen ein paar Überstunden mehr.
Den Stil des anderen respektieren
Paare, die diese traditionelle Aufgabenteilung nicht wollen, versuchen sich die Versorgung ihres Kindes ebenso nach ihren jeweiligen Möglichkeiten zu teilen wie die Spiel- und Schmuse-Zeiten. Zum Ausgleich für die exklusive Zuwendung, die die Mama beim Stillen genießt, könnte der Papa zum Beispiel das Kleine baden – ohne Einmischung der Mutter. Je mehr seine Eltern den je eigenen Stil des anderen respektieren und unterstützen, desto reicher wird die Erfahrungswelt für ihr Kind.
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