Erinnerungen schaffen
Unsere skurrilsten Familienrituale
Manche Familienrituale sind klassisch, andere ganz individuell. Die Bloggerin Birgit Strohmeier von „Muttis Nähkästchen“ verrät zwei liebgewonnene Rituale, die sie erst vor wenigen Jahren mit ihrer Familie entwickelt hat.
veröffentlicht am 03.01.2025
Ritual 1: Die Freitags-Pizza
Ja, ich weiß, gesund ist was anderes. Aber so ein fixer Wochentag mit einem fixen Essensritual hat echt etwas Entlastendes – speziell für die für Essensbeschaffung und -zubereitung zuständige Person im Haus. Und das ist meist Frau Mutter. Aber auch die anderen freuen sich über diesen wiederkehrenden Fixpunkt in der Woche.
Entstanden ist dieses Ritual im Zuge der Corona-Krise – quasi aus der Not heraus: Zwischen Homeoffice und Homeschooling blieb recht wenig Zeit für Küche und Haushalt, zumal die Kinder damals eigentlich in einer Ganztagsschule versorgt gewesen wären. Und da lag es nahe, zumindest an einem Tag der Woche auf Lieferdienste zurückzugreifen. Aber nach Ende des letzten Lockdowns war uns die Freitags-Pizza schon so sehr ans Herz gewachsen, dass wir dieses Ritual als wöchentlichen Fixpunkt aufnahmen.
Mittlerweile sind die Kinder längst einen Kopf größer als ich, aber auf die Einhaltung des Freitags-Rituals achten sie nach wie vor peinlich genau. Skurriles Detail am Rande: Jeder isst meist immer wieder die gleiche Pizza – ritualisiert ist eben ritualisiert.
Ritual 2: Das „Wir schenken uns nichts“-Geschenkespiel
Irgendwann war uns der ganze Geschenke-Wahnsinn rund um die Weihnachtszeit zu viel. Wir beschlossen, zu wichteln, sodass jede Person nur mehr einer einzigen Person etwas schenkt. Weil dann aber das freudvolle Auspacken irgendwie auf ein Minimum beschränkt war, hängten wir im Jahr danach ein Geschenkespiel an.
Und das geht so: Jeder bringt ein paar geheime, meist nicht besonders oder gar nicht wertvolle Geschenke mit – alle gut verpackt, sodass nicht erkennbar ist, was sich drin versteckt. Die Geschenke werden dann in die Mitte des Tisches gelegt und in einem Geschenkespiel „verteilt“. Ein Kartenspiel gibt die Regeln vor: Mal darf man sich ein Geschenk aus dem Geschenkestapel holen, mal eins von einem Mitspieler stibitzen. Mal muss man eins – oder alle! – wieder zurückgeben, mal müssen alle aufstehen und drei Plätze nach rechts rücken, aber die Geschenke bleiben am alten Platz liegen. Bis zuletzt ist nicht sicher, welche und wie viele Geschenke man bekommt. Am Ende werden dann alle Geschenke gemeinsam ausgepackt und untereinander je nach Vorliebe getauscht. Das Wichtigste dabei: Es wird viel gelacht! In einem Jahr war der „Hauptgewinn“ eine große Packung Klopapier. Ratet mal, wann das gewesen sein könnte!
Rituale müssen nicht schon über Jahrzehnte bestehen und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Rituale können aus allen möglichen Situationen entstehen und zur ganz individuellen Familien-Fixpunkt werden. So schaffen wir Erinnerungen, die bleiben.