Zusammenhalt
Tipps und Ideen für Familienrituale, die einfach guttun
Sie bieten Orientierung und vermitteln Sicherheit: Rituale nehmen Stress aus dem Familienalltag und stärken das Miteinander. Jede Familie muss für sich herausfinden, was zu ihr passt. Unsere Anregungen für Rituale in unterschiedlichen Situationen.
veröffentlicht am 03.01.2025
Guten Morgen: Rituale für den Start in den Tag
Schnell aus dem Bett, frühstücken, Zähne putzen, anziehen, pünktlich das Haus verlassen: In den meisten Familien beginnt der Tag turbulent. Schon kleine Rituale am Morgen können etwas Entspannung bringen.
Statt sofort das Rollo hoch- und die Bettdecke wegzuziehen, lohnt es sich, noch fünf Minuten zum gemeinsamen Kuscheln einzuplanen. Kleinkinder mögen es, wenn jedes Körperteil einzeln geweckt und spielerisch begrüßt wird. Beim Frühstück nicht hetzen, sondernd zusammen besprechen, was am Tag alles ansteht. Das vermittelt Kindern Sicherheit. Um sich morgens etwas Zeit freizuschaufeln, kann es helfen, den Frühstückstisch bereits abends zu decken.
Guten Appetit: Rituale beim Essen
Alle Familienmitglieder gleichzeitig an einen Tisch zu bekommen, gleicht oft einer Mammutaufgabe. Doch für den Zusammenhalt in der Familie ist es wichtig, wenigstens eine Mahlzeit am Tag gemeinsam einzunehmen. Dabei zählt nicht, was gegessen wird, sondern dass sich unterhalten wird. Was lief heute gut, was schlecht? Worüber hat man sich geärgert, worüber gefreut? Was bewegt einen und wo braucht man vielleicht die Hilfe oder den Rat der anderen? Diese Fragerunde sollte jedes Mal bewusst angeregt werden. Oberste Regel für das gemeinsame Essen: kein Handy, Tablet oder Fernsehen nebenbei. So entsteht eine angenehme Gesprächsatmosphäre, in der jeder dem anderen aufmerksam zuhören kann.
Rituale leben von Regelmäßigkeit. Wie wäre es, einen festen Tag für einen festen Essenstermin zu vereinbaren? An einem Abend in der Woche wird beispielsweise immer gemeinsam das Lieblingsessen der Familie gekocht oder bestellt. So wird der Freitag zum Pizza- oder Sushi-Tag.
Und noch schöner wird ein Ritual, wenn man es schön gestaltet. Ein Tischgebet zu Beginn lässt Ruhe einkehren und lenkt den Blick aufs Wesentliche. Oder ganz einfach: eine Kerze anzünden. Das schafft einen stimmungsvollen Rahmen für die gemeinsamen Gespräche.
Mit einem besonderen Essen kann auch sehr gut Wertschätzung ausgedrückt werden. Gehen Sie zum Beispiel immer am Zeugnistag mit Ihren Kindern in Ihr Lieblingsrestaurant oder spendieren Sie eine Portion Pommes mit Ketchup – als Anerkennung für das vergangene Schuljahr mit all seinen Herausforderungen.
Gute Nacht: Rituale vor dem Schlafengehen
Auf dem Weg ins Bett bieten sich viele Rituale an, um einen sanften Tagesausklang zu ermöglichen. Spielen Sie mit Ihren Kindern noch ein ruhiges Brett- oder Kartenspiel oder malen Sie gemeinsam ein Bild, bevor es zum Umziehen und Zähneputzen geht.
Geschichten vorzulesen und Gute-Nacht-Lieder zu singen, sind Klassiker, die sich als Abendritual bewährt haben. Fragen Sie Ihr Kind, was ihm an diesem Tag gefallen hat, was besonders lustig war oder was es vielleicht auch zum ersten Mal geschafft hat. So startet die Nacht mit einem positiven Gefühl.
Ein genereller Tipp: Mindestens eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen sollte die Mediennutzung beendet werden, damit die Kinder wortwörtlich abschalten können.
Gute Besserung: Rituale zum Trösten
Rituale geben Sicherheit – und das ist gerade dann nötig, wenn Kinder angeschlagen sind oder die Gefühlsachterbahn sie ordentlich durchschüttelt. Etablieren Sie ein bestimmtes Lied (zum Beispiel „Heile, heile Segen“), wenn sich Ihr Kind verletzt hat, oder halten Sie ein extra Trosttuch zum Tränenabtupfen bereit.
Wenn sich Ihr Kind in einen kleinen Wutbold verwandelt, bieten sich ebenfalls individuelle Familienrituale an. Schütteln Sie gemeinsam den Körper aus, hüpfen Sie mit Ihrem Kind im Kreis und zappeln Sie mit Ihren Armen und Beinen. So verfliegt die Wut mit Hilfe von Mama und Papa im besten Fall etwas schneller. Und wenn Ihr Kind bei einem Wutanfall eher Nähe braucht, hilft nur: in den Arm nehmen und festhalten.
Viele Familien schwören auch bei Krankheiten auf feste Rituale. Der Kamillentee wird aus einer speziellen Tasse getrunken oder es wird gemeinsam ein Film angeschaut, der nur abgespielt wird, wenn es einem schlecht geht. Hier gilt wieder: Entwickeln Sie Ihr eigenes Ritual, das zu Ihrer Familie passt.
Guten Tag: Rituale zum Loslösen
Kinder gehen irgendwann ihre eigenen Wege – sei es, wenn sie in den Kindergarten kommen oder allein zur Schule laufen. Rituale zum Abschied sind dann besonders wichtig. Manchmal reichen eine lange Umarmung und ein dicker Kuss. Manchmal – gerade bei kleinen Kindern – kann ein mutmachender Begleiter wie zum Beispiel ein Kuscheltier oder ein besonders schöner Stein, der in die Jackentasche passt, helfen, den Trennungsschmerz zu mindern.
Verabschieden Sie Ihr Kind mit fröhlichen Worten: „Heute wird ein toller Tag im Kindergarten. Ich freue mich schon, wenn ich dich um 15 Uhr abhole und du mir von deinen Erlebnissen erzählen kannst.“ Eine genaue Zeitangabe lässt die Kinder in dem sicheren Gefühl zurück, dass Mama oder Papa wiederkommen.
Gute Wünsche: Rituale im Jahreskreis
Ein Ritual muss nicht täglich oder wöchentlich stattfinden. Auch Geburtstage, Ostern, Weihnachten oder der Namenstag sind ideal, um persönliche Familienrituale zu etablieren. Am Geburtstag immer dieselbe bunte Girlande aufhängen, am Namenstag eine Namenstagskrone aufsetzen oder an Ostern den traditionellen Osterzopf backen – solche individuellen Rituale stärken die Familienidentität.
Gut zu wissen:
- Es gibt kein Patentrezept für Rituale. Wichtig ist, herauszufinden, welches Ritual zur eigenen Familie passt.
- Beziehen Sie die Kinder mit ein. Lassen Sie die Kinder beispielsweise die Kerze beim Essen selbst anzünden oder das Tischgebet sprechen. Alle sollen – soweit es vom Alter her möglich ist – das Ritual mitgestalten dürfen.
- Familienrituale gehören regelmäßig auf den Prüfstand und dürfen verändert werden. Was für eine Familie mit kleinen Kindern gepasst hat, muss mit Teenagern nicht mehr funktionieren. Seien Sie also offen und kreativ für neue Ideen.