Erziehung

Wenn Oma und Opa alles erlauben

Ernährung, Geschenke, Mediennutzung: Zuhause gelten klare Regeln. Die Großeltern sehen Vieles anders. Was tun? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 07.01.2022

„Unsere Tochter Leni (3 Jahre) wird in der letzten Zeit häufiger von den Eltern meines Mannes betreut. Einerseits sind wir froh darüber, weil wir arbeitsmäßig sehr eingespannt sind und die Kita die notwendigen Betreuungszeiten nicht abdeckt. Doch leider setzen Oma und Opa ihr kaum Grenzen. Leni darf Süßes essen, am Tablet spielen und bekommt ständig kleine Geschenke. Uns passt das gar nicht. Wir haben völlig andere Erziehungs- und Wertvorstellungen. Wenn wir versuchen das Thema ansprechen, reagieren meine Schwiegereltern verärgert. Was können wir tun?“

Lisa, 31 Jahre

Zuerst einmal ist es toll zu hören, dass Ihre Tochter die Möglichkeit hat, viel Zeit mit Oma und Opa zu verbringen. So kann sie eine gute und tragfähige Beziehung zu ihren Großeltern aufbauen. Zwischenmenschliche Beziehungen und funktionierende Verbindungen in der Familie sind wertvoll und wichtig. Besonders in Coronazeiten ist das vielen noch einmal ganz neu bewusst geworden.  

Unterschiedliche Erziehungsziele  

Das Problem, das Sie beschreiben, kennen viele Eltern: Oma und Opa haben ihren eigenen Erziehungsstil. Und häufig ganz andere Vorstellungen davon, was für die Enkelkinder richtig ist. Auch der Ausspruch: „Erziehen können die Eltern. Bei uns sollen die Kinder es gut haben“, ist nicht neu.  

Zoff zwischen den Generationen  

In manchen Familien gibt es zwischen den Generationen ziemlich unterschiedliche Auffassungen in Alltagsdingen: Muss es immer ein Bio-Apfel sein oder ist als Snack auch ein Schokokeks erlaubt? Soll es zum Geburtstag ein teures Markenprodukt sein oder doch lieber ein selbstgebasteltes Spielzeug? Es kommt auch vor, dass Eltern und Großeltern zwar ähnlich denken, aber unterschiedlich handeln: Da fehlt es auf einer der beiden Seiten an der konsequenten Haltung, die gemeinsamen Vorstellungen und Werte erzieherisch umzusetzen.  

Mit Großeltern über Erziehung sprechen  

Für einen guten Austausch über Erziehungsfragen ist es hilfreich sich vorher bewusst zu machen: Eltern und Großeltern wollen das Beste für das Kind. Doch ein Gespräch zu führen, ohne dass es zu Ärger und Streit kommt, ist nicht immer leicht. Wir haben einige Anregungen für ein besseres Miteinander der Generationen für Sie zusammengestellt.   

  • Versuchen Sie im Vorfeld des Gesprächs, die Situation auch mal aus der Großeltern-Perspektive zu betrachten: Bekommen Oma und Opa genug Anerkennung für ihren Einsatz rund ums Enkelkind? Oder könnten Sie und Ihr Mann etwas großzügiger mit positiven Rückmeldungen sein? Dient die „Regellosigkeit“ der Großeltern vielleicht dazu, Zuneigung und Liebe von ihrem Enkelkind zu bekommen? Oder fällt es Oma und Opa im Allgemeinen schwer, Grenzen zu setzen? Würden ihnen Tipps helfen – beispielsweise, wie sie mit der Enttäuschung oder dem Ärger ihres Enkelkinds umgehen können, wenn es etwas nicht darf?
  • Eine gute Basis für einen erfolgreichen Austausch ist: Die Großeltern sollten spüren, dass Sie das Wohlwollen hinter ihrem Handeln erkennen. Vermeiden Sie daher Vorwürfe und Verallgemeinerungen. Denn: wer sich angegriffen fühlt, geht in die Verteidigung. Das Denken verengt sich und sachliche Argumente stoßen dann auf taube Ohren.
  • Zeigen Sie ehrliches Interesse an der Lösung des Konflikts. Gehen Sie nicht in einen Machtkampf oder in Konkurrenz. Beleidigt zu reagieren oder stur auf seinem Recht zu beharren, hilft nicht weiter. Fragen Sie stattdessen ganz offen nach, aus welchen Gründen Oma und Opa sich in bestimmten Situationen so und nicht anders verhalten.
  • Laden Sie die Großeltern dazu ein, Verständnis für Ihren Erziehungsstil zu entwickeln: Kennen Oma und Opa Ihre Familienregeln überhaupt? Wissen Sie, weshalb Ihnen bestimmte Werte, Verhaltensweisen und Rituale wichtig sind?
  • Überlegen Sie sich grundsätzlich, ob es Ihrem Kind wirklich schadet, dass es bei den Großeltern andere Regeln gibt als bei Ihnen zuhause. Was befürchten Sie konkret?
  • Konzentrieren Sie sich auf das, was Ihnen wirklich wichtig ist: Zu welchen Themen lohnt sich eine Auseinandersetzung und was können Sie stehen lassen? Denn: auch wenn einheitliche Regeln in der Familie förderlich sind, kann Ihre Tochter schon mit 3 Jahren unterscheiden, bei wem sie was darf.
  • Denken Sie daran, dass Sie als Eltern trotz allem den größten Einfluss auf Ihr Kind haben. Ihre Tochter wird im Laufe ihres Lebens noch oft mit unterschiedlichen Wertvorstellungen und Regeln konfrontiert werden. Dafür sind Oma und Opa ein gutes Übungsfeld.

Dieser Beitrag auf elternbriefe.de

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