Schutz von oben
Bitte betet für uns!
Trotz Angst vor Gefahren planen unser Autor Hannes Pernsteiner und seine Familie eine Reise nach Mexiko, das Heimatland seiner Frau. Bevor es losgeht, organisieren die Eltern eine ganz besondere Reise-Versicherung.
veröffentlicht am 05.09.2023
Elf Jahre: So lange schon hatten wir das Herkunftsland meiner Frau, Mexiko, nicht mehr besucht. Verschiedene Gründe hatten da eine Rolle gespielt, allen voran aber die Angst vor dem Drogenkrieg vor Ort. Jedes Jahr hofften wir, die Lage in ihrer als besonders berüchtigt geltenden Heimatstadt würde besser werden – vergebens. Freilich, die Großeltern hatten uns zwischenzeitlich einmal besucht. Die anhaltenden Horrornachrichten von Gewalt, Überfällen, Entführungen und Morden hatten aber bewirkt, dass für unsere Kinder ein wesentlicher Teil ihrer Identität ein nur vom Hörensagen bekanntes, aber doch fremdes Land blieb.
Dann aber, zu Beginn dieses Jahres, entschlossen meine Frau und ich, das Wagnis doch einzugehen, bestärkt auch vom Okay meines Chefs, meine schon lange aufgesparten Urlaubstage in einem Stück zu nehmen. Mehr als die Vernunft entschied dabei die spirituelle Ebene. „Fürchtet euch nicht, ich bin bei euch“, schien es uns von allen Ecken und Enden entgegenzuschallen, was wir als Antwort auf unser oftmaliges Bittgebet auffassten. Wir buchten also die Flüge und trafen noch lange vor dem Kofferpacken Vorkehrungen, mit denen wir der Gefahr vor der Haustür aus dem Weg gehen wollten: Schul- und Bastelmaterial, Indoor-Spiele und Kochrezepte. Mit Lockdowns hatten wir ja schon Übung.
Acht Familien und einige „Profi-Beter“
Zugleich war uns bewusst, dass wir trotz aller Vorsicht letztlich den Schutz von oben bräuchten. So kam die Idee, andere um ihr Gebet zu bitten. Wir suchten acht Familien, denen wir zumuten zu können glaubten, jeweils eine Reisewoche lang für uns zu beten – hört Gott doch besonders die Kinder, dachten wir. Auch mehrere Priester, Ordensfrauen und weitere „Profi-Beter“ engagierten wir, und alle sagten sofort zu. Zugegeben: Überwindung kostete uns das schon. Zwar beten wir in der Familie öfters für andere, was manche Leute schon wissen und uns sogar explizit darum bitten. Dieses Anliegen selbst auszusprechen war jedoch eine neue Erfahrung.
Die beiden Sommermonate in Mexiko waren von dieser Begleitung zuhause stark geprägt. Einerseits, da wir unsere vielköpfige „Boxencrew“ auf der anderen Seite des Ozeans in der jeweiligen Einsatzwoche kurz auf dem Laufenden hielten und auch selbst für sie und deren Anliegen beteten, besonders bei unserem Abstecher zum wichtigsten mexikanischen Pilgerort, dem Guadalupe-Heiligtum. Die Verbundenheit und Freundschaft wuchsen in dieser Zeit. Andererseits spürten wir, dass wir mit dem Geschenk der Gebete nicht leichtsinnig umgehen durften. Auch dann, als wir uns nach Wochen schon an die Umstände vor Ort gewöhnt hatten und Ausflüge unternahmen.
Plötzlich eine zweite Heimat
Mit Ferienende sind wir nun wieder gut nach Hause zurückgekommen, und es waren zwei der schönsten Monate überhaupt. Plötzlich eine zweite Großfamilie und Heimat zu haben, beglückte nicht nur unsere Kinder. Wir alle durften in eine ganz andere Lebenswirklichkeit eintauchen; und nicht zuletzt war es auch eine intensive Glaubenserfahrung, ließ das Wissen um das Getragensein im Gebet uns doch auch viel hellhöriger nach Gottes Spuren suchen. Es lag mehr als nahe, in einem Beinahe-Verkehrsunfall, einem nur abgeschwächt vorbeiziehenden Hurrikan und sogar einer knapp entkommenen Schießerei unsere Schutzengel zu erkennen. Und für ihre Einflüsterer dankbar zu sein.