Partnerschaft

Hilfe, der Ehering ist weg!

Beim ersten Urlaub der Pernsteiners zu zweit seit elf Jahren passiert der Ehefrau ein schreckliches Missgeschick: Der Ehering geht verloren! Die Situation erinnert die beiden an die glücklichen Zeiten und die Krisen in ihrer Beziehung.

veröffentlicht am 30.04.2019

Komisch war das, als meine Frau Azucena und ich heuer im Frühjahr nebeneinander im Flieger von Wien nach Tel Aviv saßen: Unsere Kinder daheim von Oma bestens behütet, wir mit einer bunten Pilgergruppe aus ganz Lateinamerika unterwegs. Seit der Geburt unseres Ältesten vor elf Jahren war die Heiligland-Reise unser erster mehrtägiger Ausreißer zu zweit. In Gedanken noch bei den Kindern und mit sehr bewusst angesteckten Eheringen, waren wir über den Wolken gespannt, was diese Woche bringen würde.

Dann der erste Tag in Israel und die erste Station, der Berg Tabor. Wir hatten unseren geräumigen Reisebus gegen wendigere Kleinbus-Taxis getauscht, um den steilen Weg mit den vielen Spitzkehren zu erklimmen. Der Pfarrer, der unsere Gruppe leitete, hatte nicht zu viel versprochen: Statt der Minusgrade zu Hause gab es strahlende Frühlingssonne, die die Mandelbäume erblühen und meine Frau die Sonnencreme zücken ließ. Wir schauderten angesichts der abfallenden Steilwand neben den Serpentinen und staunten über Kühe, die mit indischer Ruhe auf der Straße  trotteten.

Glück und Prüfungen in 14 Ehejahren

Als wir wenig später in der Kirchenbank der Franziskanerbasilika saßen und uns hier die Verklärung Christi mit Moses, Elias und den Aposteln vor 2.000 Jahren vorstellten, schnellte Azucena plötzlich hoch: Der Ring war weg! Er musste beim Händeeincremen hinuntergefallen sein. Wir stürmten zurück in Richtung Tor der Winde und schoben uns durch Pilgergruppen zum Parkplatz, doch: Die Taxis waren längst wieder abgefahren. „Dich kümmert dein Ring? Dein Ehepartner ist wichtiger, den hast du ja noch“, hörten wir in diesem Moment unsere erste Heiligland-Predigt. Sie kam von unserem Fremdenführer Said, einem palästinensischen Muslim.

„Wie recht er hat“, dachten wir beide, während unsere Augen den steinigen Parkplatzboden wieder und wieder abscannten. Und das, obwohl es in unseren bald 14 Ehejahren außer viel Glück auch Prüfungen gab: Krisenjahre nach dem gemeinsamen Neustart in Österreich, nach der Geburt der Kinder oder in der längeren Krankheit sowie Phasen im Alltag, bei denen wir inmitten vieler Verpflichtungen nur noch „funktionierten“; in denen die Verständigung von Herz zu Herz, das Zuhören, Sich-Mitteilen und Suchen nach dem anderen pausierten; in denen wir nur noch nebeneinander lebten und einander immer fremder wurden.

Erneuerung des Eheversprechens mit Torte und Wein

Gott sei Dank wurden uns stets Hoffnung, Geduld, Mut zur Vergebung und Kraft zum Weitermachen geschenkt. Auch jetzt in Galiläa: Gemeinsam fanden wir unseren Taxibus wieder und auch unser Liebeszeichen, das in die hinterste Ecke des Fahrgastraums gekullert war. Als meine Allerliebste allen mit Jubel den Ring zeigte, glich sie der biblischen Frau mit der Drachme. Die Feststimmung hielt noch an, als wir am Nachmittag in Kana unser Eheversprechen erneuerten, mit Hochzeitsmarsch, Torte und natürlich Wein. Wir verstanden: Die Krisen erlauben die Bewährung dessen, was wir uns für immer zugesagt haben. Nutzen wir sie, um zueinander Anlauf zu nehmen, dann wächst die Ehe, reift die Liebe, bringt bessere Früchte hervor.

Diese Woche hat uns beiden so gutgetan – die Sonne und die Landschaft, die himmlischen Stationen, das geistliche Programm und auch unsere Gruppe, in der wir Seite an Seite neue Freundschaften und Aufgaben als Fotograf, Musiker und Animateure fanden. Aus der erhofften Zeit zu zweit wurde aber nichts. Mama, könntest du die Kinder wieder einmal übernehmen?



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