Eucharistie
„Mit ganzem Herzen und ohne Kompromisse“ – Wie Eltern ihre Kinder auf dem Weg zur Erstkommunion begleiten sollten
Terminprobleme und Popcorn in der Kirche: Gemeindereferentin Michelle Engel hat schon Einiges erlebt bei der Vorbereitung auf die Erstkommunion. Sie ruft Eltern dazu auf, die Feier ernst zu nehmen und sich gemeinsam mit ihren Kindern darauf einzustellen.
veröffentlicht am 03.03.2025
Vielleicht sind Sie gerade in der Situation, dass eines Ihrer Kinder in diesem oder im nächsten Jahr zur Erstkommunion geht. Vielleicht ist das ja auch der Zeitpunkt, an dem Sie nach vielen Jahren wieder mit Kirche und allem, was dazu gehört, in Kontakt treten. Und möglicherweise haben Sie zunächst so gar keine Lust darauf.
Sie können mit dem „Laden“ doch eigentlich schon lange nichts mehr anfangen. Die Erinnerungen an Ihre eigene Erstkommunion ist zwar ganz nett und auch die Familiengottesdienste von früher sind Ihnen noch in guter Erinnerung, aber sonst haben Sie in den letzten Jahren eher wenig bis gar keine Berührungspunkte mit der katholischen Kirche gehabt.
Doch jetzt ist es soweit und Sie „müssen“ wieder wöchentlich mit Ihrem Kind am Sonntag die Heilige Messe besuchen, zu irgendwelchen Gruppentreffen oder zum Kerzenbasteln gehen, Ausflüge begleiten, an Elternabenden teilnehmen und vieles mehr. Wie soll das funktionieren?
Die Eltern sind ein wichtiges Vorbild für die Kinder
Liebe Eltern, mit dieser Einstellung, die Sie im Übrigen mit vielen anderen Eltern teilen, ich sage es Ihnen ehrlich, ist es einfach unglaublich schwierig. Für Sie, für Ihr Kind und für uns als pastorales Personal.
Ich bin Gemeindereferentin in der Pfarrei Papst Johannes XXIII. in der Innenstadt von Krefeld, einer nordrhein-westfälischen Großstadt, und bereite unter anderem Kinder auf ihre Erstkommunionfeier vor. Ich arbeite mit den Kindern und ihren Familien, und versuche, sie so gut wie möglich zu dem Fest hinzuführen. Oft ist dies aber gar nicht so einfach, denn Sie als Eltern spielen dabei eine große, wichtige und unabdingbare Rolle.
Auch wenn viele das anfangs nicht wirklich einsehen wollen. Schließlich geben sie die Vorbereitung ihres Kindes in die Hände der Kirche und der Gemeindereferentin ab und sind somit erstmal „aus dem Schneider“. Aber wie in vielen anderen Lebenssituationen sind die Eltern auch bei der Erstkommunionvorbereitung ein großes Vorbild für ihr Kind. Ihre Einstellung zu dem Thema bedingt oft die Einstellung des Kindes. Die Kinder nehmen die Gefühle von Mama oder Papa unglaublich sensibel und emphatisch wahr.
Die Kinder unterstützen – wie beim Ballett oder Fußball
Wenn Sie also als Eltern eine negative Einstellung dem Ganzen gegenüber haben, vielleicht im Beisein ihres Kindes sogar negativ über die Vorbereitung und das Thema Kirche sprechen, macht es eine Vorbereitung Ihres Kindes unglaublich schwierig. Wenn Sie beispielsweise Ihren Kindern deutlich machen, dass sie gar keine Lust haben, sonntagmorgens in die Kirche zu gehen, dann merken ihre Kinder das selbstverständlich und es macht etwas mit ihnen und ihrer Einstellung. Denn das, was die Eltern sagen und tun, hat Bedeutung!
Ich bin überzeugt davon, dass wir als Erwachsene die Kinder in ihren Projekten, Hobbys und anderen Dingen gut unterstützen können, wenn wir neutral und gemeinsam mit ihnen an die Sachen herangehen und ihnen Halt und Sicherheit bieten. Ich denke, Sie können die Erstkommunionvorbereitung gut mit einem Hobby Ihres Kindes vergleichen. Wenn Ihr Kind Fußball spielen oder Ballett tanzen möchte, dann würden Sie doch auch nicht jedes Treffen und alles, was damit zu tun hat, negativ behaften, sondern dem Kind gut zusprechen und es in allen Terminen, die damit zusammenhängen, unterstützen, oder?
Wenn Sie sich also als Familie dafür entscheiden, Ihr Kind zur Erstkommunion anzumelden, dann tun Sie das bitte auch mit ganzem Herzen und ohne Kompromisse. Sprechen Sie mit Ihrer Familie und mit ihrem Kind darüber. Und wenn Sie sich für ein „Dafür“ entscheiden, dann unterstützen Sie das Kind auch in allem, was dazugehört.
Ich möchte natürlich nicht jeder Familie unterstellen, dass nur noch negativ über das Thema Kirche gesprochen wird. Und glauben Sie mir, ich kann in vielen Dingen sogar zustimmen, wenn Leute über die Kirche meckern. Ich bin auch längst nicht mit allem einverstanden.
Die Erstkommunion ist ein bedeutendes Fest im Leben des Kindes
Dennoch haben Sie sich damals bewusst entschieden, Ihr Kind taufen zu lassen, weil Sie es wichtig fanden, dass es den Segen Gottes bekommt und er mit ihm gemeinsam unterwegs ist. In der Ersten Heiligen Kommunion geht es nun einen Schritt weiter. Ihr Kind kann jetzt Jesus besser kennenlernen und seine Freundschaft zu ihm vertiefen. Die Erstkommunion ist ein bedeutendes Fest im Leben eines Kindes und spielt eine zentrale Rolle im christlichen Glauben und in der Gottesbeziehung.
Dabei spielen die folgenden Aspekte eine Rolle:
- Spirituelle Verbindung: Die Erstkommunion markiert den ersten Empfang der Eucharistie. Die Eucharistie ist das Sakrament, in dem Gläubige den Leib und das Blut Christi empfangen. Dies ist ein tiefgreifender Moment, der eine persönliche Beziehung zu Jesus und zur Gemeinschaft der Gläubigen fördert.
- Glaubensvertiefung: Die Vorbereitung auf die Erstkommunion bietet eine wertvolle Gelegenheit, den Glauben zu erkunden und zu vertiefen. Kinder lernen die Grundlagen des christlichen Glaubens, die Bedeutung der Eucharistie und die Werte, die uns als Gemeinschaft verbinden.
- Familienzusammenhalt: Die Erstkommunionvorbereitung und der Empfang der Kommunion sind nicht nur Ereignisse für das Kind, sondern auch für die gesamte Familie. Es sind Gelegenheiten, gemeinsam zu feiern, den Glauben zu teilen und Traditionen zu pflegen. Familien können diese besonderen Wochen und Monate nutzen, um ihre eigenen Glaubensüberzeugungen zu reflektieren und zu stärken.
- Gemeinschaftserlebnis: Die Feier der Erstkommunion findet oft in der Gemeinschaft der Kirche statt, wo das Kind von Freunden, Verwandten und der Gemeinde umgeben ist. Dies fördert ein Gefühl der Zugehörigkeit und stärkt die sozialen und spirituellen Bindungen innerhalb der Gemeinschaft.
- Wachstum in der Verantwortung: Die Vorbereitung auf die Erstkommunion lehrt Kinder Verantwortung und Respekt gegenüber dem Sakrament. Sie lernen, was es bedeutet, Teil einer Glaubensgemeinschaft zu sein und die Werte des Christentums im Alltag zu leben.
- Feier der Freude: Die Erstkommunion ist ein Fest der Freude und Dankbarkeit. Es ist ein Anlass, um die Fortschritte des Kindes zu feiern und die Liebe und Unterstützung der Familie und Freunde zu würdigen.
Sie melden Ihr Kind also nicht für andere bei der Erstkommunion an und auch nicht für die Kirche, sondern einzig und allein für ihr Kind selbst und für Ihre Familie. Weil Ihnen das wichtig sein sollte und nicht, weil sie das Gefühl haben, „man macht das so“ oder „Oma Trude ist das aber wichtig“ oder „ach, da können wir doch ein schönes Fest draus machen“. Alles schön und gut, aber das darf nicht die Priorität dieses Festes sein. Priorität müssen die gerade aufgezählten Punkte und allem voran der gemeinsame Weg mit Jesus haben. Schöne Feste können Sie auch ohne den Empfang der Erstkommunion gestalten. In der Feier der Erstkommunion geht es um etwas Wesentliches, um etwas Besonderes, um ein wahnsinnig tolles Geschenk Gottes an uns Menschen.
Eltern sollten sich bewusst machen, was sie für ihr Kind wollen
Es hilft also, wenn Sie sich als Eltern bewusst machen, was Sie für Ihr Kind wollen. Und nochmal: Wir als Kirche sind nicht verletzt oder beleidigt, wenn Sie sich gegen die Erstkommunion Ihres Kindes entscheiden. Wir freuen uns sehr, wenn Sie sich dafür entscheiden und mit uns gemeinsam, als Kirche, als Pastorales Personal und mit Ihrem Kind unterwegs sind, aber dann tun und seien Sie es auch und entscheiden sich bewusst dafür.
Es ist keine große Hilfe für Ihr Kind, wenn sie dem Ganzen Zustimmen, aber nur halbherzig mitmachen. Wenn Sie Ausreden finden, wenn Gruppentreffen anstehen. Das Allerwichtigste sollten nicht die Kleidersuche, der Geschenketisch und das Essen am Festtag sein, sondern Ihr Kind und Jesus selbst.
Eine Kollegin hat bei einem Elternabend, einen Tag vor dem großen Fest, von einer Mutter die Frage gestellt bekommen, ob es denn dringend notwendig sei, dass ihre Tochter morgen bei der Feier der ersten Heiligen Kommunion dabei sei, da der Clown, den sie für das Fest bestellt hätten, nur in dem Zeitraum der Messe Zeit habe und es ja zu schade wäre, wenn sie den Clown deswegen nicht buchen könnten.
Terminprobleme, Raucherpausen und Popcorn in der Kirche
Ja, das ist wirklich so passiert. Auch, dass Eltern ihre Kinder schon währen der Vorbereitung auf die Feier zur Kommunion in der Heilige Messe schicken, damit sie sich den „Leib Christi“ abholen. Oder aber im Familiengottesdienst nach draußen gehen, vor der Tür stehen und eine rauchen, Popcorn mit in die Kirche bringen und so weiter.
Hört sich verrückt an? Ja, vielleicht, aber alles habe ich genauso schon erlebt.
Was ich Ihnen mit diesen Beispielen sagen möchte, ist eine herzliche Einladung und eine Empfehlung: Beschäftigen Sie sich mit Ihrem Kind und Ihrem Glauben. Nehmen Sie die Angebote wahr, reden Sie mit Ihrem Kind, fragen Sie das pastorale Personal vor Ort, seien sie auch bei Unsicherheiten mit Ihrem Kind gemeinsam auf dem Weg. Darauf kommt es an. Und das ist auch das wichtigste Geschenk, das Sie Ihrem Kind machen können.
Unser Glaube ist ein Glaube der Gemeinschaft. Leben Sie das Ihrem Kind und Ihrer Familie vor. Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche über den Glauben, die Bedeutung der Eucharistie und die Rolle des Glaubens und der Kirche in unserem Leben. Dies wird nicht nur das Verständnis Ihres Kindes vertiefen, sondern auch Ihre eigene Beziehung zum Glauben stärken.
Eine wunderbare Gelegenheit, den Glauben zu feiern
Insgesamt ist die Erstkommunion ein wichtiger Schritt im Glaubensleben Ihres Kindes, der nicht nur spirituelle, sondern auch soziale und familiäre Dimensionen hat. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, den Glauben zu leben und zu feiern.
Mein Chef und ich haben vor einigen Jahren eine Instagram-Seite ins Leben gerufen, „diokirche_krefeld“, auch bekannt als „Frengels & Chef“. Hier versuchen wir, das alte, verstaubte Bild der Kirche in ein neues Licht zu rücken. Ich berichte von meinem wahnsinnig vielfältigen Beruf, von den Aktionen mit den Erstkommunionkindern, von Trauerarbeit, von allen Aktionen vor Ort, schreibe alltagsnahe Gebete und zeige unseren Arbeitsalltag, der durch viel Humor geprägt ist. Kirche kann auch witzig und modern sein und Spaß machen. Das möchten wir auf Instagram den fast 50.000 Menschen, die uns dort folgen, zeigen. Aber auch den Leuten hier vor Ort.
Und das möchte ich Ihnen zeigen und sagen, damit Sie und Ihre Kinder Spaß haben, sich auf die Vorbereitung der Erstkommunion einzulassen! Es soll Freude machen, dieses besondere Geschenk Gottes zu empfangen und sich darauf vorzubereiten. Freude, keine Qual und keine Last! Das wünsche ich Ihnen und Ihrem Kind von ganzem Herzen: Freude!
Gebet für Erstkommunionfamilien
Gott,
manchmal ist es ganz schön schwierig, über all das Gute zu berichten.
Negative Erfahrungen bleiben so oft und so präsent im Kopf.
Doch das wunderbare ist, dass du uns deinen Sohn geschenkt hast, ganz besonders in der heiligen Kommunion.
Dieses Geschenk dürfen wir in jeder Heiligen Messe mit dir feiern.
Jesus, dein Sohn schenkt uns sich selbst in Brot und Wein.
Er begleitet uns auf unserem Weg.
Er ist in allen Herausforderungen unseres Lebens mit dabei.
Heute, morgen, immer.
Schenke mir immer wieder einen Zugang zu ihm, sodass ich weiß, ich bin nicht allein.
Danke.
Amen.
Frengels