Mit Veränderung umgehen

Wie Firmvorbereitung Jugendliche bei ihrer Entscheidung für Gott unterstützt

Eine gute Firmvorbereitung sollte Werte und Gemeinschaft vermitteln, sagt Bildungsreferentin Daniela Schoubye, die Pfarreien bei dieser Aufgabe unterstützt. Ein Interview über ein freies Ja zu Gott und Herausforderungen für Pfarreien und Pfarrverbände.

veröffentlicht am 06.11.2024

Das Aktionszentrum Benediktbeuern unterstützt Pfarreien und Pfarrverbände bei der Firmvorbereitung. Warum ist es wichtig, die Jugendlichen auf ihre Firmung vorzubereiten?
Bei der Firmung sind die Jugendlichen in einem Alter, in dem sie sich frei entscheiden dürfen, ihr Ja zu Gott zu bestätigen. Das sage ich ihnen auch in der Vorbereitung. Über die Taufe wird häufig schon im Babyalter bestimmt. Bei der Erstkommunion sind die Kinder so jung, dass auch das oft noch die Eltern entscheiden. Die Entscheidung zur Firmung sollten die Jugendlichen nicht leichtfertig treffen. Das sollte man mit einer gewissen Vorbereitung machen. Die Firmvorbereitung ist wichtig, damit den Firmlingen bewusst ist, was das heißt, mein Leben mit Gott zu gehen. Denn der Kindheitsglauben, lässt oft ein bisschen nach in diesem Alter. Die Jugendlichen dürfen dann entscheiden, ja, ich will an Gott glauben, und ich möchte das auch nochmal in Form der Firmung bestätigen.

Nicht alle katholischen Jugendlichen möchten gefirmt werden. Wie sollten Eltern damit umgehen?
Diese Situation ist gerade für Eltern, die selbst sehr im Glauben verwurzelt sind und die Firmung für ihr Kind als den richtigen Schritt sehen, sicher nicht einfach. Eltern sollten damit erst mal sehr offen umgehen und vielleicht auch nachfragen, was hindert dich denn daran? Warum sagst du, ich möchte nicht? Was bräuchtest du, damit du sagst, du lässt dich zumindest auf die Vorbereitung ein? Eltern sollten in dieser Situation sehr geduldig und behutsam sein. Denn letztendlich soll das Kind im Sakrament der Firmung seinen Glauben ja selber bestätigen. Und natürlich stellt sich die Frage, wie der Glaube eigentlich daheim gelebt wird. Ich finde das berechtigt, als junger Mensch zu sagen, wir gehen seit drei Jahren nicht mehr in den Gottesdienst, warum soll ich denn da jetzt hingehen, ich sehe den Sinn dahinter nicht. Da dürfen Eltern sich unter Umständen auch selber hinterfragen, wie sie den Glauben leben.

Was macht die Firmvorbereitung mit den Jugendlichen? Nehmen Sie in ihren Kursen eine Veränderung wahr?
Da kann ich natürlich nur für uns sprechen. Aber bei den Firmlingen, die wir hier haben und vielleicht auch länger mitbegleiten dürfen, gibt es eine Veränderung. Das hängt sehr stark damit zusammen, wie die Pfarrei die Firmenvorbereitung macht oder wie das Wochenende hier ist. Die größte Veränderung nehmen wir wahr, wenn die Jugendlichen Gemeinschaft erfahren, wenn sie merken, ich bin nicht alleine, ich darf meine Fragen äußern, ich darf auch zweifeln und bin trotzdem angenommen. Glaube, Kirche, Gott heißt halt nicht nur, sonntags in die Kirche gehen, sondern es ist mehr als das. Wir sind da, um sie auf diesem Weg zu begleiten, aber auch die Offenheit zu haben und zu sagen, es ist okay, wenn du nicht alles verstehst, wenn du Zweifel hast, wenn du Dinge kritisch betrachtest. Auch das ist Kirche und Glauben. Und es ist trotzdem okay, zu sagen, ich glaube daran, dass da jemand ist, der die schützende Hand über mich hält und mit mir geht.

Was macht eine gute Firmvorbereitung aus?
Wichtig ist, dass die Werte vermittelt werden, dass man nicht nur sagt, das ist die Beichte und die gehört dazu. Das muss angeleitet sein. Junge Menschen wissen nicht mehr, was das ist. Da fehlen viele Schritte davor, die gut bedacht sein müssen. Viele Pfarreien setzen auf freiwillige Angebote für einen Dienst an der Gemeinschaft, sodass die Jugendlichen aus einer Palette auswählen können. Das ist gut. Kaffee machen nach der Sonntagsmesse oder im Altersheim singen. Auch da wird wieder Gemeinschaft gelebt. Glaube funktioniert meiner Meinung nach erst mal nur in Gemeinschaft. Methodisch kann man das ganz unterschiedlich angehen. Aber wer auch immer die Firmvorbereitung macht, sollte schauen, wie er oder sie das gut vermitteln kann. Denn es bringt nichts, wenn ich beispielsweise selber keinen Bezug zur Beichte habe und soll dann die Einheit zur Beichte gestalten.

Wie hat sich die Firmvorbereitung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten verändert?
Viele Pfarreien stehen im Moment vor der Herausforderung, dass sie nicht mehr einzelne Pfarreien sind, sondern Pfarrverbände. Wir reden dann plötzlich nicht mehr über eine Größendimension von 20 Firmlingen, sondern von 60 Firmlingen. In einer Gruppe mit 20 Jugendlichen kann ich mich vielleicht schneller connecten. Auch methodisch kann eine Pfarrei dann ganz anders arbeiten. Trotzdem haben viele Pfarreien die Firmvorbereitung selbst sehr gut auf dem Schirm. Aber was sind die Angebote danach? Wo können die Jugendlichen dann Gemeinschaft leben? In manchen Pfarreien fehlt dafür ein Konzept, mit dem man die jungen Menschen in eine Pfarrgemeinde, in die Gemeinschaft reinholen kann.

Können Eltern einen Beitrag in der Vorbereitung ihres Kindes leisten? Sollten sie ihr Kind auch zu Hause auf das bevorstehende Ereignis einstimmen?
Das Elternhaus spielt eine ganz wichtige Rolle. Wenn Eltern oder Familien Glauben selber kaum vermitteln, woher sollen sie dann davon wissen? Natürlich können Eltern mit Blick auf die Firmung das Gespräch suchen. Man weiß ja, dass das in einer gewissen Altersklasse kommt, und sollte vielleicht nicht erst darauf warten, dass der Brief (die Einladung zur Firmung durch die Pfarrei, Anm. d. Red.) eintrudelt. Auch Eltern sollten grundsätzlich reflektieren, wie wichtig ihnen Glaube und Kirche eigentlich sind. Warum ist es uns als Eltern überhaupt wichtig, dass mein Kind zur Firmung geht? Und wenn sie sagen, das möchte ich für mein Kind, können sie das auch fördern und unterstützen. Sie können mit ihrem Kind vielleicht mal einen Ausflug zu Kirchen oder Klöstern machen, sonntags statt ins Kino zu einem Event in der Pfarrei gehen. Auch das kann Glauben und Spiritualität vermitteln. Da sind Eltern genauso gefordert wie diejenigen, die in der Firmenvorbereitung sitzen. In der Firmenvorbereitung lernen die Jugendlichen das dann intensiver kennen, mit anderen Jugendlichen in der eigenen Altersklasse.

Porträt Daniela Schoubye, junge Frau mit Zöpfen, lächelnd

Daniela Schoubye (28) ist stellvertretende Leiterin und Bildungsreferentin im Aktionszentrum Benediktbeuern. Dort begleitet sie regelmäßig Firmgruppen, die im Rahmen der Firmvorbereitung ein Wochenende im Aktionszentrum verbringen.


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