Umfrage
Wie die Generation Z Verantwortung übernimmt
Das persönliche Engagement junger Menschen ist so vielfältig wie sie selbst. Vier von ihnen berichten, warum sie freiwillig Verantwortung übernehmen, was das für sie bedeutet und was sie motiviert.
veröffentlicht am 24.02.2025
„Ich möchte, dass die hier rausgehen und sagen: Boah, was das geil!“
Das Wichtigste an meinem sozialen Engagement ist für mich der mitmenschliche Spirit. Aktuell mache ich mit Don Bosco Volunteers ein Jahr lang einen Freiwilligendienst in der Don Bosco Jugendherberge Benediktbeuern. Es ist wirklich ein großes Geschenk, dass ich hier mit neun weiteren Freiwilligen in einer Wohngemeinschaft zusammenwohnen darf.
Aber ich lerne auch total gerne neue Leute kennen. Hier bei Don Bosco im Kloster Benediktbeuern kommen verschiedenste Leute von überall zusammen, wachsen miteinander und haben eine Menge Spaß. Sie finden hier wirklich ein Stückchen Heimat. Und vor allem Kinder und Jugendliche, die sonst nicht so gut Anschluss finden, blühen oft richtig auf. Viele Kinder und Jugendliche brauchen dazu nur ein paar Tools. Und die kriegen sie bei uns.
Schon seit 2019 wollte ich unbedingt Don Bosco Volunteer werden. Ich hatte mit der Familie eine Freizeit im Aktionszentrum Benediktbeuern mitgemacht. Etwa seitdem packe ich dort immer wieder an verschiedenen Stellen mit an und durfte viele tolle Erfahrungen machen. Es war zum Beispiel einfach cool, als ich mit 14 oder 15 im Kloster auf die Speicher durfte, da gemeinsam mit anderen ein bisschen rumgeräumt habe, und im Anschluss gab es immer eine Brotzeit oder es wurde gekocht oder gegrillt. So was macht einfach Spaß. Ich weiß noch genau, wie ich mich damals gefühlt habe, wie magisch das war. Und das alles möchte ich den Kindern und Jugendlichen, die heute hierherkommen, wiedergeben. Ich möchte, dass die hier rausgehen und sagen: „Boah, war das geil!“
Angefangen hat mein Engagement in der Jugendarbeit in meiner evangelischen Gemeinde in Grafrath, wo ich bis heute aktiv bin. Seit Dezember bin ich jetzt Teil des Kirchenvorstands, in den mich die Gemeindemitglieder gewählt haben. Das ist ein ganz neuer Bereich für mich, der auch anstrengender ist. Aber mir ist wichtig, dass im Kirchenvorstand junger Spirit vertreten ist.
Lenni Haas (19), Benediktbeuern/Grafrath
„Wir versuchen, in eine Diskussion zu kommen“
Im Frühling 2023 habe ich mit Freunden eine Fridays-for-Future-Gruppe gestartet. Mir war das Thema Klimaschutz schon immer wichtig und ich wollte etwas dafür tun. Bei uns in Vöcklabruck habe ich keine Gruppe oder Organisation gefunden, bei der ich mitmachen wollte, deshalb haben wir das selbst gemacht. Wir haben zu dritt gestartet und relativ spontan einen ersten Klimastreik organisiert, an dem für uns ziemlich überraschend gleich 150 Leute teilgenommen haben. So haben wir auch sofort Aufmerksamkeit bekommen und unsere Gruppe ist gewachsen.
Damals haben uns bei der Organisation noch meine Eltern unterstützt, die auch klimaschützend eingestellt sind. Jetzt wissen wir selbst, was zu tun ist. Ich übernehme meistens die Anmeldung bei der Gemeinde, ein anderer macht Werbung, zum Beispiel über Flyer und Instagram. Wir haben relativ genau geklärt, wer für was zuständig ist.
Mittlerweile haben wir schon ganz verschiedene Protestaktionen organisiert. Neben den Klimastreiks haben wir zum Beispiel einen sogenannten Die-in gemacht. Das ist eine Aktion, die viele Fridays-for-Future-Gruppen machen. Fünf Leute haben sich auf dem Stadtplatz auf den Boden gelegt und haben so auf das Thema aufmerksam gemacht. Manchmal machen wir auch Aktionen zusammen mit der Youth-Gruppe von Amnesty International hier im Ort, zu der ich auch gehöre.
Wenn wir von Menschen angesprochen werden, dann versuchen wir, in eine Diskussion zu kommen. Oft sind die Rückmeldungen positiv. Die Menschen sagen zum Beispiel, dass sie cool finden, dass wir uns für Klimaschutz einsetzen oder laufen spontan beim Klimastreik mit, wenn sie den Demonstrationszug sehen. Immer wieder sind die Kommentare aber natürlich auch negativ. Da werden aus der Menge heraus Worte wie „Schulschwänzer“ gerufen, oder wir werden gefragt, was unsere Aktion denn bringt. Aber ich glaube, auch bei diesen Leuten bewirkt das etwas. Es ist ja unser Ziel, auf das Thema aufmerksam zu machen. Und wenn einem das Thema gar nicht nahegeht, dann lässt man auch keinen Kommentar da.
Ronja Hauser (17), Vöcklabruck
„Ich möchte Kindern und Jugendlichen ein vernünftiges Angebot machen“
Das Technische Hilfswerk (THW) und die THW Jugend sind für mich über die Jahre wie eine zweite Familie geworden. Seit ich elf Jahre alt war, bin ich dabei, habe viele tolle Erfahrungen gemacht und Freunde gefunden. Inzwischen bin ich auch als stellvertretender Jugendbeauftragter in Görlitz in der Jugendarbeit tätig. Darauf liegt auch das Hauptaugenmerk meiner Aufgaben hier. Ich kümmere mich um die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen, leite eine Gruppe, organisiere und plane.
Wir bilden die Jugend altersgerecht an der THW-Technik aus. Wir machen fast alles, was die Erwachsenen machen, aber eben jugendgerecht. Außerdem bin ich Referent für Öffentlichkeitsarbeit für die THW Jugend Sachsen und arbeite mit zwei THW-Kameraden aus anderen Städten daran, die Jugendverbände im Freistaat zu vernetzen. Fast jedes Wochenende bin ich so mindestens acht Stunden beschäftigt.
Seit meinem 18. Geburtstag fahre ich auch selbst auf richtige Einsätze. Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden haben wir Fahrbahnplatten aus Hartgummi verlegt, damit die LKWs für den Abtransport des Schutts die Wiese gut befahren konnten. Und bei meinem ersten Einsatz haben wir in einem Hochwassergebiet Sandsäcke geschaufelt, damit die Keller der betroffenen Menschen nicht volllaufen.
Es ist schön, wenn Menschen zu einem kommen und sich für die Hilfe bedanken. Es sind auch schon Kinder zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie wegen mir beim THW sind. Diese Dankbarkeit ist das eine. Aber ich möchte auch Kindern und Jugendlichen ein Angebot machen, damit sie in ihrer Freizeit etwas Vernünftiges tun können. Ich bin froh, dass ich selbst diese Möglichkeit hatte. Heute ist das THW ein fester und wichtiger Teil meines Lebens.
Benjamin Kasper (18), Görlitz
„Ich stehe bis zu viermal die Woche in der Halle, um 15- und 16-Jährige zu trainieren“
Handball begleitet mich eigentlich schon mein Leben lang. Heute bin ich ehrenamtlicher Trainer einer Jugendmannschaft beim VfL Bochum Handball. Mit meiner neuen Arbeitsstelle 2021 im Ruhrpott riss es mich erst einmal weg vom Sport, rein ins richtige Leben. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass mir etwas fehlt. Die Leidenschaft zum Sport und vor allem, anderen Menschen etwas wiederzugeben, war für mich nicht nur damals der Grund, Spieler zu sein oder einen Freiwilligendienst bei Don Bosco zu machen, sondern ist auch heute ein treibender Faktor.
Inzwischen stehe ich bis zu viermal die Woche in der Halle, um 15- und 16-jährige Jungs zu trainieren und sie persönlich weiterzuentwickeln. Zum Training gehört natürlich nicht nur die aktive Zeit in der Halle, sondern auch die sorgfältige Planung einzelner Einheiten und weiterführender Maßnahmen für die Mannschaft wie Team-Building-Events. Und auch davon abgesehen hört die „Arbeit“ im Verein nach dem Training nicht auf. Ich bin Hobbytherapeut, Seelsorger oder habe auch einfach nur ein offenes Ohr. Ich suche Sponsoren für den Verein, gehe zu Trainersitzungen, rede über Probleme und auch Erfolge mit den verschiedensten Leuten.
Neben diesem Ehrenamt, meinem Vollzeitjob und eigenem Sport engagiere ich mich auch an meiner früheren Schule und bin nach wie vor in Kontakt mit Don Bosco Volunteers. Dabei geht es mir persönlich immer darum, den anderen für einen Moment aus seinem Alltag zu reißen. Dieser Moment, in dem man für jemand anderen kurzzeitig oder auch länger etwas schafft, das ihm Freude bereitet, ihn zum Nachdenken anregt oder auch einfach ein Ventil sein kann. Für diesen Moment und die Dankbarkeit in den Gesichtern lohnt es sich, dass ich meine Zeit dafür aufbringe.
André Büchel (24), Bochum