Politische Bildung
Junge Menschen für Grundwerte der Demokratie sensibilisieren
Jugendliche und Politik – keine einfache Beziehung. Doch mit geeigneten Methoden kann es gelingen, ihr Interesse an politischen Themen zu wecken. Ein Standpunkt von Franz Wasensteiner, Leiter der Jugendbildungsstätte Aktionszentrum in Benediktbeuern.
veröffentlicht am 15.07.2021
„Wir fühlen uns von der Politik abgehängt und nicht gehört“, dieses häufig zitierte Statement junger Menschen trifft nicht nur auf die schwierige Zeit während der Coronapandemie zu, sondern beschreibt auf den Punkt gebracht das Verhältnis vieler Jugendlicher zur Politik. Erklärungen, Diskussionen und gutes Zureden hilft hier in der Regel nicht weiter. In unserer Bildungsarbeit im Aktionszentrum (AZ) versuchen wir, junge Menschen durch Partizipation und Mitbestimmung für die Grundwerte der Demokratie zu sensibilisieren.
Etwa 230 Schulklassen, also rund 6.000 Schülerinnen und Schüler, nehmen pro Jahr an den Orientierungstagen bei uns im Haus teil. Das Thema wählen sie selbst aus. Zum Beispiel: „Du bist Deutschland?! – In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“ Bei diesem Seminar können die jungen Menschen in Kleingruppen selbst Parteien gründen, ein Parteiprogramm entwickeln und dieses am Rednerpult den anderen Jugendlichen vorstellen. Am Schluss wird abgestimmt und entschieden, wer das Rennen macht.
Politischer Stammtisch und U-18-Wahl
In einem eigens gestalteten „Europaraum“, der allen Gruppen im Haus offensteht, bekommen junge und alte Besucher des AZ Informationen zu Europa. Am „politischen Stammtisch“ wird über vorgefertigte Thesen wie „Sollten rechte Regierungen in Ländern Europas finanziell sanktioniert werden?“ oder „Die Europäische Union soll sich als christliche Wertegemeinschaft verstehen“ diskutiert.
Am 26. September ist Bundestagswahl. Wie schon in der Vergangenheit laden wir auch bei dieser Wahl die jungen Menschen im Haus und aus der Region ein, im AZ an der U-18-Wahl teilzunehmen. Auf ausgehängten Plakaten können sich junge Menschen im Vorfeld informieren, was die zur Wahl stehenden Parteien in ihrem Programm explizit für die Jugendlichen tun. Dabei merken sie, dass in manchen Programmen die Jugend überhaupt nicht vorkommt, in anderen aber durchaus. Durch diese Erfahrung gewinnen manche der Jugendlichen Interesse an der Politik und kriegen Lust, sich damit zu beschäftigen. Weil Politik plötzlich greifbar für sie wird.