Wien

Salesianische Jugendbewegung präsentiert eigenes Musical

Rund 30 Jugendliche und junge Erwachsene haben in den vergangenen zwei Jahren viel Herzblut in ihr Musical „Einbahnstraße“ gesteckt. In Wien wurde das Stück der Salesianischen Jugendbewegung mit großem Erfolg uraufgeführt.

veröffentlicht am 27.03.2022

"Das ist unser Ding, lasst es die Leute auch spüren!“ Carina Baumgartner steht vor einer Gruppe von rund 30 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Bühnensaal der Volkshochschule Döbling in Wien. Viele Wochen lang hat die Theater­pädagogin mit ihnen am Musical „Einbahnstraße“ gearbeitet, auf das sie das Team kurz vor dem Auftritt nun noch einmal einschwört. Währenddessen richten Salesianische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter letzte Brötchen her und schenken Getränke ein. In der Garderobe bereiten sich Crewmitglieder darauf vor, Mäntel und Jacken entgegenzunehmen.

Auch Paul und Verena sind Teil des Teams. Am Eingang begrüßen sie die Gäste und prüfen gewissenhaft Eintrittskarten und 2G-Nachweise. Kurzentschlossene leiten sie weiter an die Abendkasse. Dort freut sich Sarah Kusché über den großen Andrang. „Knapp 500 Karten konnten wir für die ersten beiden Vorstellungen in Wien schon verkaufen“, stellt die Organisationsreferentin der Salesianischen Jugendbewegung zufrieden fest.

Die Geschichte von Clara, die von zuhause wegläuft

„Herzlich willkommen bei ‚Einbahnstraße – Das Musical‘“, tönt es wenig später durch den gut gefüllten Raum. Die Scheinwerfer gehen an. Vom Eingang her kehrt Schlagzeuger Elias mit einem Besen durch den Mittelgang bis zur Bühne. Nach und nach kommt die restliche Band hinzu. Als der blaue Vorhang sich öffnet, sieht das Publikum eine Gruppe junger Menschen, die Sozialstunden leisten. Das achtköpfige Musikensemble klopft rhythmisch mit den Besen auf den Bühnenboden. Ein Crewmitglied stellt ein Einbahnstraßenschild auf, während die Musikerinnen und Musiker zu ihren Notenständern seitlich der Bühne eilen.

In den folgenden zwei Stunden erzählt das Ensemble die Geschichte von Clara. Klavierspielen ist ihre große Leidenschaft. Wenn sie Musik macht, kann Clara alles andere ausblenden, sogar das Misstrauen und die Erwartungen ihrer Eltern. An ihrem 18. Geburtstag kippt endgültig die Stimmung. Clara beschließt, von zu Hause wegzulaufen. Von ihren Eltern engagierte Detektive heften sich ihr an die Fersen, doch noch in derselben Nacht begegnet das Mädchen einer kriminellen Bande. Nicht alle Bandenmitglieder sind über Claras Ankunft begeistert.

Eine Mutprobe soll ihre Loyalität beweisen und über ihre Zugehörigkeit entscheiden. Doch es kommt alles ganz anders: Die 18-Jährige trifft auf den Sozialarbeiter und Leiter eines örtlichen Jugendzentrums, J. B., und überdenkt die Situation. Die Bande findet heraus, dass sich Clara ihm anvertraut hat. Es kommt zu einem Streit. Ein Schuss fällt. Schließlich erkennt Clara, dass sie auf dem falschen Weg ist. Dank der Begleitung des Sozialarbeiters findet sie den Weg aus der Einbahnstraße und engagiert sich später gemeinsam mit einigen Jugendlichen aus der Bande im Jugendzentrum. „Jeder hat eine Wahl!“, heißt es am Ende des Musicals.

Standing Ovations für das junge Ensemble

Als der Vorhang fällt, applaudiert das Publikum und belohnt die monatelange Mühe des Teams schließlich mit Standing Ovations. Aufgeregt erscheint das Ensemble nach und nach im Saal, wo Familien­mitglieder und Freunde sie begeistert empfangen. Ali ist einer der rund 30 jungen Menschen, die bei dem Musical der Salesianischen Jugendbewegung mitwirken. Der 24-Jährige spielt die Rolle des Bandenmitglieds Justin. Justin ist sportlich, genau wie Ali selbst, und hilft gerne anderen Menschen. Im Stück will er Gärtner werden und so jeden Tag etwas für die Umwelt tun. „Ich mag die Rolle, weil sie mir sehr ähnlich ist“, erzählt Ali, der aus Afghanistan stammt. Für ihn sei es eine besondere Erfahrung, ein Theaterstück mit Gesang und Tanz aufzuführen. Seitdem er denken könne, singe er gerne. Aus seinem Heimatland habe er die Freude daran mitgenommen.

Auch Anika Möbius, Florian Huber-Zenz, Isabella ­Rubel, Maximilian Cichra, Sonja Rubel und Carina Baumgartner sind stolz. Sie haben das Projekt während des ersten Corona-Lockdowns in Österreich initiiert und auf die Bühne gebracht. Ganz nach dem Motto der Salesianischen Jugendbewegung „Freude verbindet“ konnten sie in kurzer Zeit weitere junge Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen für das Musical begeistern, wie zum Beispiel Patrick. Er spielt im Muscial J. B., den Sozial­arbeiter. Der 24-Jährige kennt die Salesianische Jugendbewegung von „Pray with youth“-Gebetsabenden. Für die Vorführung ist er extra aus Graz angereist und übernachtet am Premierenwochenende in der Wiener Salesianerpfarre ­Stadlau. Laura hingegen hatte zunächst keinen konkreten Bezug zur Jugendbewegung. Sie spielt Geige und ergänzt mit ihrem Instrument das Team der Musikbegleitung. Dazugestoßen sei sie über Laurenz, der im Musical Claras Vater darstellt. „Aber ich habe über das Projekt schon einige neue Freundinnen und Freunde dazugewonnen“, freut sie sich.

Schon Don Bosco hat Musik und Theater junge Menschen begeistert

Jugendliche und junge Erwachsene stehen laut der pädagogischen Referentin der Salesianischen Jugendbewegung Carina Baumgartner im Mittelpunkt des Projekts, das sie als Theaterpädagogin begleitet hat. Das gelte sowohl für die Geschichte als auch für das gesamte Drumherum. Drehbuch, Musik, Organisation und sogar die Technik haben die jungen Akteurinnen und Akteure selbst geplant und organisiert. „Schon Ordensgründer Johannes Bosco hat mit Theater und Musik Straßenkinder im Turin des 19. Jahrhunderts begeistert, sie damit von der Straße geholt und ihnen neue Zukunftsperspektiven eröffnet“, sagt Carina Baumgartner. „Kunst, Theater und Musik sprachen und sprechen junge Menschen damals wie heute an und sind sehr gemeinschaftsstiftend. Es ist wichtig, Jugendlichen Raum für ihre Projektideen zu geben und sie dabei zu begleiten“, ist sie überzeugt.
   
Nach einer kurzen Verschnaufpause sammelt sich das Ensemble wieder hinter der Bühne. Die verantwortlichen Crewmitglieder bitten die noch verbleibenden Zuschauerinnen und Zuschauer höflich hinaus. Vor der Tür warten bereits die Gäste der nächsten Vorstellung, die in wenigen Minuten beginnt.

Dem eigenen Traum folgen

Ali stammt aus Afghanistan und flüchtete nach Österreich. Derzeit wird der 24-Jährige im Nachbetreuungsprojekt MOSES des Don Bosco Sozialwerks betreut und war Teil des Ensembles von „Einbahnstraße – Das Musical“.

Wie kamst du zu dem Projekt „Einbahnstraße“?
Als ich im Don Bosco Sozialwerk davon gehört habe, waren die Castings leider schon vorbei und alle Rollen verteilt. Aber als ich dann sagte, dass ich gerne mitmachen würde, wurde extra eine neue Rolle für mich geschrieben. Das war so kreativ, unglaublich!
Gab es auch etwas, das herausfordernd für dich war?
Ja, manchmal war es sehr herausfordernd. Wir haben viel geprobt, alles war sehr intensiv. Aber deshalb hat es sich am Ende wirklich gelohnt. Das Tanzen war ganz schön schwierig für mich, ich musste viel üben. Aber jetzt mag ich das auch sehr, nicht nur das Singen.
Hast du einen Rat für junge Menschen, die auch bei einem Musical mitspielen möchten?
Wenn du einen Traum hast, dann musst du ihm folgen. Du musst dich aktiv bemühen, diesen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Du kannst ihn nicht einfach links liegen lassen.

Die Salesianische Jugendbewegung

Die Salesianische Jugendbewegung ist eine Gemeinschaft von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich in und bei verschiedenen Salesianischen Gruppierungen, Werken, Projekten und Aktivitäten engagiert. Bei verschiedenen Angeboten begegnen sich junge Menschen, tauschen sich aus, bilden sich weiter, vertiefen sich spirituell und feiern gemeinsam. Das Miteinander ist geprägt von der Salesianischen Jugendspiritualität und der Pädagogik Don Boscos. Das Engagement der jungen Menschen steht dabei unter dem Motto „Freude verbindet!“


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