Berufsausbildung

Wie Don Bosco Jugendliche mit Behinderung unterstützt

Syndi Winter-Stein, pädagogische Leiterin des Don Bosco Jugend-Werks Sachsen, über die Bedürfnisse von jungen Menschen mit Handicap – und Ausbildungsmöglichkeiten für diese Jugendlichen bei Don Bosco.

veröffentlicht am 28.02.2017

Welche Hilfe brauchen junge Menschen mit Behinderungen, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können?
Sie brauchen individuelle Unterstützung, um die Nachteile ausgleichen zu können, die sie durch ihre Beeinträchtigung haben: Ein Jugendlicher mit Lernschwäche braucht zum Beispiel individuellen Förderunterricht, einer mit körperlicher Behinderung vielleicht spezielle medizinische Hilfe. Wir bieten jungen Menschen mit Behinderung Ausbildungsmöglichkeiten in mehr als 40 verschiedenen Berufen an, oder eine Berufsvorbereitung, um die eigenen Stärken und Interessen herauszufinden. Begleitet wird die Ausbildung von einer Rundumbetreuung mit psychologischem, medizinischem und sozialpädagogischem Fachdienst sowie im Einzelfall ambulanten Leistungen der Jugendhilfe. Rund 70 Prozent der Jugendlichen, die unsere Einrichtung besuchen, leben auch in einem unserer Internate und können so in familiärer Atmosphäre ganzheitlich betreut werden.

Neben Ausbildung oder Berufsvorbereitung ist auch „gesellschaftliche Rehabilitation“ Teil des Angebots. Was bedeutet das?
Oft ist gesellschaftliche Rehabilitation weit wichtiger als die eigentliche Berufsausbildung. Dabei geht es darum, dass die jungen Menschen lernen, sich trotz ihres Handicaps im Alltag zurechtzufinden, mit sich selbst gut klarzukommen, mit Herausforderungen fertig zu werden und persönliche Perspektiven zu entwickeln. Wichtig ist dabei vor allem, dass sie ein Netzwerk von Menschen finden, die sie wertschätzen und unterstützen. Wir sind dabei ein wichtiger Baustein.

Welche Erfahrungen haben die jungen Menschen gemacht, bevor sie zu Ihnen kommen?
Manche kommen über geebnete Wege, weil sie von vornherein auf speziellen Förderschulen waren. Andere haben sich in normalen Schulen oder  Ausbildungen versucht und sind gescheitert – manche sogar mehrfach. Gerade diese jungen Menschen brauchen positive Erfahrungen, um Selbstvertrauen zu gewinnen und die Stärken zu entdecken, die sie trotz ihrer Beeinträchtigung haben. Wir haben mittlerweile den Ruf, einen Jugendlichen nicht so schnell aufzugeben, auch wenn es Schwierigkeiten gibt. Darauf sind wir stolz, denn genau das macht ja den Geist Don Boscos aus.

Wie geht es für die Jugendlichen weiter, wenn sie ihre Ausbildung fertig haben?
Wir versuchen natürlich, unsere Auslerner im ersten Arbeitsmarkt unterzubringen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Kontakte zu Firmen, zum Beispiel durch Praktika, die wir vermitteln. Allerdings haben wir diese Kontakte hauptsächlich zu Arbeitgebern in unserer Region, und natürlich wollen nicht alle nach ihrer Ausbildung hier in der Gegend bleiben. Ab dem zweiten Lehrjahr bekommen unsere Azubis auch Bewerbungstraining. Außerdem arbeiten die Case Manager hier eng mit der Agentur fu?r Arbeit zusammen und stellen zum Beispiel fu?r jeden unserer Auszubildenden ein Leistungsprofil zur Verfügung, in dem sehr genau und ehrlich steht, was derjenige kann und wo seine Grenzen liegen. Von den Abgängern der letzten drei Ausbildungsjahre waren 55 Prozent unmittelbar nach Ausbildungsende nicht arbeitssuchend, aktuell sind 60 Prozent der Auslerner vom Sommer 2016 vermittelt, was erfahrungsgemäß bis zum Ende des ersten Jahres nach Ausbildungsabschluss noch weiter ansteigt.

Syndi Winter-Stein vom Don Bosco Jugend-Werk Sachsen

Syndi Winter-Stein ist pädagogische Leiterin des Don Bosco Jugend-Werks Sachsen mit Standorten in Chemnitz, Burgstädt und Hartmannsdorf.


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