Trauma
Wenn eine Geburt die Seele verletzt
Eine Entbindung kann je nach Verlauf auch seelische Verletzungen hinterlassen. Hebamme und Hypnosepsychotherapeutin Tanja Liebl zeigt auf, wie Frauen eine Traumafolgestörung nach der Geburt erkennen und wo sie Hilfe finden.
veröffentlicht am 30.12.2022
Ursachen
Es gibt viele Aspekte einer Geburtssituation, die als traumatisch erlebt werden können. Medizinische Notfälle bei Mutter und Kind, Frühgeburten oder auch der Umgang mit Gebärenden durch Ärzte oder Hebammen. Auch Interventionen unter der Geburt, die ohne Einverständnis der Eltern vorgenommen werden oder für die Frau zu überwältigend sind, können zu einer Traumafolgestörung führen.
Anzeichen
Zu den Symptomen gehören Alpträume und Flashbacks. Schmerzvolle Erinnerungen, Bilder und Gefühle bis hin zum Eindruck, die Geburt mit verschiedenen Sinnen wieder zu erleben. Viele Betroffene leiden unter einer Übererregung des Nervensystems, sind dauerhaft gereizt und schlafen schlecht. Manche Mütter haben Probleme, Kontakt zum Kind herzustellen. In einigen Fällen entwickelt sich eine Wochenbettdepression. Nicht immer merkt man den jungen Müttern das Ausmaß ihrer seelischen Not an.
Aufklärung
Am besten werden Schwangere schon vor der Geburt im Vorbereitungskurs, in der Frauenarzt- oder Hebammenpraxis über das Thema informiert. Im Wochenbett sollten Nachsorgehebammen ein Auge auf junge Mütter haben. Wichtig ist auch, Schwangeren keine idealisierte Vorstellung von Geburt und Wochenbett zu vermitteln. Hier sind die (sozialen) Medien gefragt, aber auch Mütter selbst, die ehrlicher über ihre Erfahrungen berichten sollten.
Therapie
Eine Traumatherapie bietet gute Heilungschancen, wenn sie früh genug in Anspruch genommen wird. Im Schnitt dauert sie zwischen sechs Monaten und einem Jahr, je nachdem ob es bereits traumatische Vorerfahrungen oder psychische Vorerkrankungen gab. Am sinnvollsten ist eine Behandlung durch eine Fachärztin mit begleitender Psychotherapie. Wichtig ist auch, dass betroffene Mütter in ihrem Alltag Hilfe und Entlastung finden, vor allem dann, wenn sie länger auf einen Therapieplatz warten müssen.
Anlaufstellen
Erste Ansprechpartnerinnen sind in der Regel Hebammen oder Frauenärztinnen in der Nachsorge. Es gibt auch Online-Vermittlungsstellen für Psychotherapien. Zudem haben sich verschiedene Verbände und Vereine auf Hilfe für Betroffene spezialisiert.