Positive Kraft
Wie gehen wir als Eltern mit kirchenkritischen Fragen um?
Roman Dietler hat drei Kinder im Teenageralter. Gespräche über Glauben und Kirche, Fragen und Zweifel sind in der Familie – auch im Rahmen der Firmvorbereitung – normal. Hier beschreibt der Vater und Diakon, was ihn trotz aller Kritik in der Kirche hält.
veröffentlicht am 11.11.2024
Als Eltern von drei Kindern im Teenageralter sind wir oft kirchenkritische Fragen ausgesetzt. Wir wissen, dass die Institution Kirche oft polarisiert. Junge Menschen reagieren auf Unstimmigkeiten, Missbrauchsfälle, Ausgrenzung oder Machtmissbrauch besonders sensibel. Und: Meine Frau und mich als gläubige Menschen beschäftigt das auch sehr. Es fällt uns oft schwer, all das, was wir an Werten und Ritualen schätzen, mit den Schattenseiten der Institution und den Fehlern der handelnden Menschen in Einklang zu bringen.
Wie soll ich das meiner Tochter erklären?
Zweifel und Kritik sind nicht nur erlaubt, sondern wertvoll. Wir ermutigen unsere Kinder, Fragen zu stellen und auch kritisch zu hinterfragen. Es ist auch für uns frustrierend, dass die Kirche immer mehr hinter die Errungenschaften des II. Vatikanischen Konzils zurückzufallen scheint. Errungenschaften, die uns in unserer Jugend in eine Aufbruchstimmung versetzt haben, die uns ermutigt haben, Jesus Christus als Bruder zu verstehen, mit einem außerordentlichen Interesse an denjenigen, die am Rand stehen und keine Lobby haben. Wie soll ich meiner Tochter erklären, dass Frauen zwar Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika oder Bundeskanzlerin der Republik Österreich oder der Bundesrepublik Deutschland werden können, aber die Weihe zum Dienst am Volk Gottes wesenhaft nicht empfangen können? Ich mache es kurz: Es geht nicht.
Am Geschenk des Glaubens festhalten
Und doch gibt es in der Kirche etwas mehr für uns: die Überzeugung, dass das Evangelium eine wichtige, positiv verändernde Kraft für die Menschen und die Gesellschaft ist. Und dass die Kirche die Bibel bewahrt und verkündet. Sicher nicht ausschließlich, aber doch sehr beständig. Wir glauben, dass die Welt ohne die Frohe Botschaft und die Sakramente anders, und zwar nicht besser, aussehen würde. Daher wollen wir, solange uns das Geschenk des Glaubens gegeben ist, daran festhalten.
Wenn es uns gelingt, dass das – nicht nur von unseren Kindern – verstanden wird, haben wir schon viel erreicht. Die Entscheidung, ob sie das für ihr Leben annehmen und leben können oder wollen, liegt nicht bei uns. Egal wie sie sich entscheiden, sie bleiben unsere Kinder. Und nicht nur das, sie bleiben in jedem Fall geliebte Kinder Gottes.